Special - Erwarten wir zu viel oder werden wir nur ausgebeutet? Ein “kritischer” Blick in die Welt der Videospiele


Immer mehr für weniger

Viele Storylines und Zitate sind reich bestückt von Ironie und wir lieben es, wenn wir schmunzeln oder lachen können. Aber lachen wir noch, sobald wir realisieren, wie ironisch wir eigentlich handeln? Wenn wir uns ein wenig die Geschichte der Videospiele anschauen, dann merkt ihr auch, wie sinnlos der Markt an manchen Stellen geworden ist. Damals als die ersten Konsolen angefangen haben und wir uns die Spiele geholt haben, dann gab es das finale Endprodukt in die Hand. Nicht nur waren sie selten mit offensichtlichen Fehlern tapeziert, sie waren auch fertig. In den letzten paar Jahren hat sich diese Mentalität deutlich verändert. Zuerst kamen Add-Ons auf den Markt, die auf zusätzlichen Datenträgern kam und nur im Laden zu erhalten waren. Dann nannte man die Zusatzinhalte DLC`s und fügte sie quasi jedem Spiel bei, so dass inzwischen schon immer die Frage auftaucht, ob das aus dem eigentlichen Spiel geschnitten wurde, um extra Kohle zu scheffeln.

Und heute? Wir geben Geld für Vorbestellungen aus, obwohl wir nicht wissen wie das Spiel wird, weil es meist nicht einmal fertig ist. Und damit noch nicht genug, schmeißen wir den Firmen die Knete hinterher um sogenannten Early-Access zu erhalten um Zugriff auf die Vor-vor-vor-Alpha-Version zu bekommen. In der Hoffnung, dass wir eines Tages ein fertiges Spiel in unserem Besitz haben. Nur doof ist, dass lediglich etwa 25% aller Spiele, die dieses Finanzierungsmodell nutzen am Ende auch wirklich mal fertig werden. Wer noch mehr Glücksspiel mag, der kann auch für das komplett Ungewisse bezahlen, in dem er sich dem Crowdfunding anschließt. Ihr dürft es gern Investment nennen oder auch Kasino. Letztendlich gibt man Geld aus und hofft auf eine erfolgreiche Sammelaktion damit die noch unsichere Produktion eines Tages starten kann und am Ende sind die Gewinnchancen gering.

Genau wie jeder Künstler in egal welchem Bereich, wollen auch Entwickler gerne ihre Träume verwirklichen und wenn das eigene Budget nicht ausreicht, dann darf auch gerne versucht werden Interessente zu finden, die den Traum unterstützen. Von daher ist Crowdfunding durchaus eine schöne Idee, solange die Geldgeber auch ihren „Einsatz“ bei Misserfolg zurückerhalten und nicht eine Abzocke daraus entsteht. Doch warum braucht fast jedes Spiel heutzutage noch mehrere Extras, die einzeln oder mit einem Season-Pass käuflich erwerbbar sind? Es ist nachvollziehbar, dass manche Spiele, wie Multiplayer-Shooter auf diese Weise für längeren Zeitraum noch abwechslungsreich sind, aber auch ein Counterstrike kommt noch heute mit den selben alten Maps zurecht, wie schon vor 15 Jahren. Lediglich eine handvoll neuer Missionen sind nun auch nicht unbeugsame Gründe. Zusätzliches Content bringt hin und wieder ganz bestimmt auch Gutes, unglücklicherweise nur nicht so oft, wie man es als Endverbraucher gern hätte.
28.11.2014 : Marc Schley