Test: Forza Motorsport 2

Technik, die begeistert
Von der technischen Seite her präsentiert sich Forza Motorsport 2 in sehr gutem Gewand. Zu der bereits erwähnten flüssigen Grafik gesellt sich eine enorme Weitsicht, extrem detaillierte Fahrzeug- und Umgebungsdarstellung sowie ein hervorragendes Geschwindigkeitsgefühl. Wer schon einmal mit 300 Sachen in der Motorhauben- oder Stoßstangenperspektive über die Nordschleife „geflogen“ ist, weiß, wovon wir reden. Auch die Fahrzeugdynamik sucht seinesgleichen, denn die realistische Reproduktion der Beschleunigungs-, Verzögerungs- und Fliehkräfte gibt dem Spieler jederzeit das Gefühl, „Herr der Lage“ zu sein. Dies beinhaltet natürlich auch den ein oder anderen Ausritt in die Botanik, denn Physik lässt sich bekanntlich nun mal nicht überlisten.

Wer hier auf Realismus setzt, kommt um die Anschaffung des „Xbox 360 Wireless Wheel“ definitiv nicht herum, denn das integrierte Force Feedback und die grandiose Steuerung befördert das Gameplay auf eine andere Stufe und in Zusammenspiel mit dem hervorragenden Racing-Simulator „playseats-Evolution“ ist die Illusion so gut wie perfekt.

Wer auf brüllende Motoren steht, den erwartet mit Forza 2 eine wahre Sinfonie. Alle Sounds harmonieren perfekt und setzen sich zu einem beeindruckenden Klangbild zusammen. Kurzes Statement: Referenz!
Dennoch gibt es einige Punkte, die man sicherlich noch verbessern könnte, denn während mittlerweile einige tausend animierter Zuschauer das Renngeschehen verfolgen, bringt eine Fahrt in die Boxengasse ärgerliche Mängel zum Vorschein. Davon abgesehen, dass diese wie leergefegt erscheint und der Pitstop von unsichtbaren Geister-Mechanikern durchgeführt wird, besteht keinerlei Eingriffsmöglichkeit in den Ablauf des Boxenstops. Selbst wenn man bei einem Langstreckenrennen in der vorletzten Runde aufgrund abgefahrener Reifen an die Box kommt, wird brav repariert und… vollgetankt! Die gerade durch Boxenstrategie eigentlich attraktiven Langstreckenrennen verkommen dadurch leider zu aneinandergereihten Sprint-Läufen in denen brav zur Halbzeit die Box angesteuert wird. Das konnte die Konkurrenz bspw. aus dem Hause Codemasters schon vor Jahren besser!

Auf Dauer fallen ebenfalls die fehlenden Witterungsverhältnisse negativ ins Gewicht, wobei es ja nicht mal dynamische Wetteränderungen sein müssten. Auch, wenn es toll aussieht, Silverstone ist immer bewölkt, Sebring immer sonnig und Suzuka immer etwas diesig. Ebenso fehlt eine bei Simulationen mittlerweile gängige Cockpitansicht. Auch wenn es für einige unnötiger Schnickschnack ist, so bedeuten diese Punkte für Simulationspuristen nur eins: Abzug in der B-Note!

Abwechslungsreicher gestaltet sich das Schadensmodell, denn hier macht der Racer eine durchweg gute Figur. Neben optischen Schäden sorgen vor allem die technischen dafür, dass nach einem Einschlag mit Tempo 200 das Rennen mehr oder minder beendet ist. Zwar besteht u.U. noch die Möglichkeit, sich an die Box zu schleppen, die begrenzten Reparaturmöglichkeiten der Mechaniker im Rennen machen eine komplette Wiederherstellung jedoch unmöglich. Auch Kontakte mit gegnerischen Boliden oder Fahrbahnbegrenzungen sorgen entsprechend der Aufprallstärke für diverse Schäden an Motor, Fahrwerk und Karosserie. Im Simulationsmodus sollte Sorgfalt im Fahrstil vorausgesetzt sein, denn die noch so kleinste Unachtsamkeit kann den Sieg in weite Ferne rücken lassen.

28.05.2007 : Matthias Brems