Test: Enchanted Arms

Gemischte Gefühle
Das alles klingt ja bisher ziemlich gut und viel versprechend, ist es auch durchaus, wenn da nicht die vielen kleinen Haken in Enchanted Arms wären, die das Spiel von einer Top Wertung abhalten.
Besonders in den ersten Stunden ist es nahezu nervtötend, dass jede Kleinigkeit ständig erklärt wird, es werden viele Sätze über das Benutzen von Plattformen, wie schwimme ich, wie benutze ich eine Leiter, wie schwinge ich mich von einer Plattform zur nächsten, etc. verschwendet. Jede Aktion im Spiel, egal ob Leiter benutzen, schwimmen, etc. wird immer durch das Drücken von A ausgelöst, somit nervt es wirklich nur extrem, sich ständig für belanglose Dinge immer wieder eine Erklärung anhören zu müssen.

Enchanted Arms ist außerdem ein extrem lineares Spiel, die Gebiete und Grafiken täuschen vielleicht Erkundungsmöglichkeiten vor, aber man kann sich immer nur auf einem kleinen Pfad stur entlang bewegen und nicht eben mal eine Wiese oder Waldstück erkunden. Die Namen der großen Städte sind zwar an die Vorbilder angelehnt, allerdings sind London und Yokohama nicht weit voneinander entfernt und London wirkt wie eine Mittelalterstadt während Yokohama eine Zukunftsvision widerspiegelt. Hinzu kommen die extrem häufigen Zufallskämpfe, manchmal kann man sich kaum fünf Schritte bewegen bevor schon wieder ein Kampf ansteht, so wird man nach einiger Zeit entnervt doch öfter die Autokampffunktion in Betracht ziehen, was aufgrund des gelungenen Kampfsystems wirklich schade ist.

Positiv sei noch anzumerken, dass man jederzeit Speichern kann, ebenso können verlorene Kämpfe einfach sofort wiederholt werden. Sämtliche Hauptcharaktere bieten ihre eigene Geschichte und eigenen Stil, was man leider von den NPCs nicht behaupten kann. In Gebäude kann man in der Regel nicht hinein, viele sind gänzlich nicht betretbar und bei anderen bekommt man nur einen Dialog vorgesetzt, der zudem sehr oft relativ sinnfrei ist. Übrigens finden so jegliche Gespräche statt, von jeder Person die am Gespräch beteiligt ist wird eine Figur eingeblendet, die wichtigeren Dialoge sind größtenteils mit Sprache versehen, der Rest nicht. Wie gesagt hat man sich bei den NPCs nicht solche Mühen gegeben, die meisten besitzen nicht einmal einen Namen und werden mit Beschreibungen abgefertigt wie z.B. „alte umherschauende Frau“.

Rätseltechnisch wird nicht allzu viel geboten, man muss mal ein paar Schalter drücken und dann wieder auf die andere Seite laufen, aber dies ist typische RPG Kost. Auch das bereits angesprochene Schwimmen oder Haken schießen ist auch nur eine minimale Abwechslung, da man im Grunde nur an einem festen Punkt eine Taste drückt und damit hat sich das Ganze.

Vertonung und fehlende Übersetzung

Für viele Spieler ist eine gute Übersetzung selbstverständlich, wer sich beim ersten Fernost RPG allerdings auf diese freut, wird sich wohl gleich wieder von Enchanted Arms abwenden wollen. Das Spiel bietet nur englische und auf Wunsch japanische Sprache, sämtliche Menüs und Beschreibungen sind komplett in Englisch gehalten. Einzig das sehr dürre Handbuch, was nicht im Geringsten genug Erklärungen bietet, ist auf Deutsch übersetzt worden. Ebenfalls ärgerlich, dass nicht einmal alle Dialoge auf Englisch verfügbar sind, auch viele Gespräche zwischen den Hauptcharakteren bestehen nur aus reinem Text. Grundsätzlich ist die englische Sprache aber recht gelungen, wenn auch teils arg übertrieben, so kommt z.B. Yuki extrem nervtötend herüber. Doch zumindest spiegeln die Stimmen die Gefühle der Charaktere wieder und sind kein stur Heruntergeplapperter Text. Wer also keinerlei oder nur schwache englische Kenntnisse besitzt sollte wohl von Enchanted Arms Abstand halten.

Ebenso wie die Grafik hinterlassen auch die Musik und die Geräuschkulisse einen gespaltenen Eindruck. Während die Kampfgeräusche durchaus gelungen sind, hat man sich für die Menüs und deren durchschalten wohl eine Blechwand zur Vertonung zur Hilfe genommen. Die musikalische Untermalung ist hingegen in sämtlichen Kämpfen gut gelungen und sehr passend, ebenso bei den herausfordernden Bosskämpfen. Nur leider gibt es auch hier wieder das entsprechende negative Gegenstück, denn die Musikstücke sind viel zu kurz, was natürlich besonders in den langen Erkundungstouren in den Städten auffällt. So wiederholen sich die Musikstücke andauernd, was ja nicht einmal so tragisch wäre, wenn diese wenigstens gut gelungen wären. Nach 20 oder mehr Minuten in London oder Yokohama wünscht man sich aber allerdings schon des Öfteren man hätte lieber gar keine Musik in diesen Städten eingebaut.

Multiplayer und Gimmicks

Enchanted Arms bietet sogar einen gewissen Multiplayer-Modus, hier hat man die Möglichkeit mit seinem Golem gegen andere Golembesitzer anzutreten, sogar eine Rangliste ist vorhanden. Je nach eigenem belieben kann man so normale Matches oder aber Ranglistenkämpfe bestreiten.

Schon fast typisch für Rollenspiele sind so genannte Mini Games, auch in From Softwares Erstlingswerk für die 360 fehlen diese nicht. So findet der Spieler in London z.B. ein Casino, welches diverse Mini Games beherbergt. Darunter fällt Bingo, Roulette und auch ein einarmiger Bandit. Hier lässt sich natürlich nicht nur Geld gewinnen, auch die Möglichkeit an seltene Bauteile für den einen oder anderen Golem zu gelangen wird geboten.

16.09.2006 : Christian Witte