Test: FIFA 15

Seit Ende vergangener Woche ist FIFA 15 im deutschen Handel erhältlich, wir hatten bereits seit mehreren Tagen die Möglichkeit, den neuesten Ableger der beliebten Fußballsimulation von Electronic Arts unter die Lupe zu nehmen. Pünktlich zum Wochenende präsentieren wir euch unser ausführliches Review zum neuen FIFA. Im Test analysieren wir die Stärken und Schwächen des Sporttitels und verraten euch wie sich das Spiel im Vergleich zum Vorgänger schlägt.
Stimmungsplus mit „Nerv“-Faktor
Wenn ihr FIFA 15 das erste Mal ins Laufwerk eurer Konsole legt, begrüßt euch das Spiel - anders als bei den Vorgängern - nicht ausschließlich mit dem legendären EA-Slogan „It’s in the game“, sondern zusätzlich mit einer Partie zwischen dem FC Liverpool und Manchester City an der legendären Anfield Road. Es geht um nicht weniger als den Gewinn des Premiere League-Titels. Beschränkte sich die Inszenierung solcher Finals in der Vergangenheit auf einen kappen Einleitungssatz der Kommentatoren und eine kurze Pokal-Übergabe-Szene unter Konfettiregen nach Spielende, soll FIFA 15 deutlich intensivere Endspiel-Stimmung liefern. Schließlich lautet EAs FIFA 15-Motto in diesem Jahr „feel the game“. Und tatsächlich vermittelt der unorthodoxe Spieleinstieg die Hoffnung auf eine glaubwürdigere Stadion-Atmosphäre. Das Kommentatoren-Duo heißt euch nicht nur herzlich Willkommen zum Titel-entscheidenden Premiere League-Duell, zusätzlich trägt es euch die Aufstellung der beiden Mannschaften vor, wie man es von TV-Übertragungen echter Fußballspiele im Fernsehen gewohnt ist. Als die Liverpool-Fans kurz vor dem Anpfiff dann noch den Gänsehaut-Klassiker „You’ll never walk alone“ anstimmen, bleibt uns nur noch ein anerkennendes Nicken. In Sachen Präsentation scheint sich in diesem Jahr tatsächlich etwas getan zu haben.

Dieser Eindruck setzt sich auch im weiteren Spielverlauf fort, zu einem Großteil aber nur so lange, wie wir es mit Mannschaften aus der obersten Spielklasse Englands zutun haben. So sind es einzig und allein die englischen Kommentatoren Martin Tyler und Adam Smith, die in der Lage sind, die Aufstellungen der Teams anzusagen. Den deutschen Vertretern Manni Breuckmann und Frank Buschmann ist diese Fähigkeit nicht vergönnt. Darüber hinaus ist die Premiere League die einzige Liga, in der jedes der insgesamt 20 Stadien originalgetreu umgesetzt wurde. Und auch in Sachen Fan-Gesängen bietet die Liga der Insel-Bewohner ein deutlich vielfältigeres Angebot. Angesichts der spürbaren Hervorhebung der Premiere League in der Vermarktung von FIFA 15 hatten wir mit einer solchen Tendenz gerechnet, das letztliche Ausmaß der Bevorzugung überraschte uns dennoch.



Nichtsdestotrotz sorgen lautere und intensivere Fan-Gesänge, Spieler-Reaktionen und verbesserte Kamera-Einstellungen bei Wiederholungen dafür, dass auch auf Bundesliga-Plätzen und in den Stadien anderer Länder ein authentischeres Spielgefühl entsteht. Stürmer raufen sich nach einer vergebenen Chance die Haare, der Keeper treibt seine Vordermänner beim Abstoß mit wilden Gesten in die gegnerische Hälfte und der Übeltäter eines Fouls lamentiert beim Schiedsrichter, der ihm die gelbe Karte zeigt. Leider setzt nach einiger Zeit ein gewisser Gewöhnungseffekt ein. Zwischensequenzen in denen die Emotionen der Akteure eingefangen werden stören letztlich den Spielfluss, so dass man sie bald nur noch genervt per Tastendruck schnellstmöglich überspringt. Zudem wirken entsprechende Szenen häufig aufgesetzt. Nach harten Zweikämpfen kommen sich die Beteiligten hin und wieder an den Kragen. Wann eine solche Situation eintritt scheint allerdings nicht die Härte des Fouls, sondern der Zufall zu entscheiden. Nicht selten kriegen sich Spieler also schon nach einem harmlosen Rempler in die Haare. Trotz leichter Verbesserungen steht Electronic Arts in diesem Zusammenhang also weiterhin in den Kinderschuhen.

29.09.2014 : Michael Keultjes