Test: Forza Horizon

Viel Licht, erzeugt auch Schatten
Mit Forza Horizon haben die beiden Teams von Turn 10 und Playground Games zweifellos ein beeindruckendes Spiel auf die Beine gestellt, doch in vielen Bereichen fällt auf, dass es sich hier um Teile eines bestehendes Spiels handelt, dass in ein anderes integriert wurde. Einer dieser Punkte ist zweifelsfrei der Multiplayer-Modus, der -für dieses Genre ungewöhnlich- komplett losgelöst vom der Karriere stattfindet und ebenfalls größtenteils 1:1 aus Forza Motorsport 4 übernommen wurde. Allerdings dürft ihr in Horizon nur mit bis zu sieben Freunden an den Start gehen. Ob dies den massiven Verbindungsproblemen geschuldet ist, die den 16-Spieler-Multiplayer-Modus in Forza 4 seit der Veröffentlichung plagen, wissen nur die Entwickler. In unseren Test-Sessions konnten wir jedoch ohne Probleme alle Lobbies joinen. Insgesamt bietet der Multiplayer-Modus mit „Rundstreckenrennen“, „Etappenrennen“, „Straßenrennen“, „Infiziert“, „Katz und Maus“, „König“ sowie „Freie Fahrt“ sieben Spielmodi. Bei letzterem könnt ihr euch mit euren Freunden frei auf der gesamten Map bewegen. Außer euch ist allerdings niemand mehr unterwegs, denn die Spielwelt ist im Multiplayer-Modus sprichwörtlich eine leere Wüste.

Auch alles, was mit den Fahrzeugen zusammenhängt, wurde aus dem letzten Forza Motorsport-Ableger in Horizon „implantiert“, was im Grunde ja nichts Schlechtes ist, denn wir erinnern uns: Forza Motorsport 4 ist das höchstbewertete Rennspiel dieser Konsolengeneration und bietet traumhafte Karossen, die sich zudem hervorragend bewegen lassen. Dennoch gab und gibt es einige Kritikpunkte und Negativaspekte, die ebenfalls in Horizon zu finden sind, so ist es in der Cockpitansicht zumindest mittels Wheel nicht möglich, sich umzusehen, was besonders beim Suchen von Scheunenfunden oder an der nächsten vielbefahrenen Kreuzung zum Ärgernis wird.

Auch die in früheren Forza-Spielen oftmals wegen ihrer wenigen festen Kamerapositionen und schlechten Bildführung kritisierte Replay-Funktion wurde nicht nur übernommen, sondern auch noch wesentlich verschlechtert und dadurch so gut wie unbrauchbar. Es gibt in Horizon nun keinerlei statische Kamerapositionen mehr und im Automatikmodus werden die verschiedenen um das Auto umherfliegenden Kameras in langweiligster Manier im Sekundentakt durchgeschaltet, ohne Rücksicht auf Highlights oder ähnliches. Tolle Überholmanöver oder brenzliche bzw. spektakuläre Situationen finden in der Regel also dann statt, wenn die Replay-Kamera euch euer rechtes Hinterrad in Nahaufnahme zeigt. Seit ihr in diesem Moment auch noch im Clinch mit einem Kontrahenten, gibt es möglicherweise 1A Clippingfehler zu bestaunen. Schon verwunderlich, wie schlecht man so tolle Fahrzeuge in einer derart gut aussehenden Umgebung präsentieren kann.

Doch Horizon hat auch mit einigen weiteren technischen Problemchen zu kämpfen, wobei einige ebenfalls hausgemacht scheinen. So sind die Motorensounds in der Dolby Digital-Abmischung generell ziemlich leise ausgefallen. Bei einigen Fahrzeugen wie beispielsweise dem BMW Z4 muss man schon fast von einem Bug reden, denn wenn man in der Horizon Arena unterwegs ist, sind die Umgebungsgeräusche lauter als das eigentliche Auto. Auch beim Mini-Cooper-Rennen konnten wir die Drehzahl vor lauter Soundeffekte und quietschender Reifen nur optisch in Erfahrung bringen. Fatal, beim Fahren mit manueller Schaltung. Wer nun die Fahrzeuggeräusche lauter stellen möchte, wird enttäuscht. Horizon verfügt im Audio-Menü nur über zwei Lautstärkeregler. „Musik“ regelt dabei die Beats aus dem Radio, „Soundeffekte“ den kompletten Rest.

Die weiteren Probleme mit denen Horizon zu kämpfen hat sind deutlich sichtbarer Aufbau des Umgebungs-Schattens, seltene Clipping-Fehler und trotz der halbierten Framerate teilweise auftretende Ruckler.


15.10.2012 : Matthias Brems