Test: Thief

Gut gespielt oder einfach zu leicht?
Doch wie spielt sich Thief nun eigentlich? Eine Frage, auf die es keine einfache Antwort gibt. Grundsätzlich orientiert sich der Titel an seinen Vorgängern. Auf leisen Sohlen schleicht Garret durch die winkligen Gassen der Stadt, gleitet geschickt über Häuserdächer und flitzt in Gebäuden auf Knopfdruck elegant von Schatten zu Schatten, stets darauf bedacht möglichst viel Kostbares mitgehen zu lassen. In Schubladen, Schränken, ja an allen Ecken und Enden glitzert und funkelt wertvolle Beute. Die muss Garrett in der Regel nur noch einstecken, hin und wieder will jedoch auch ein Schloss geknackt oder ein versteckter Schalter gefunden werden. In diesen Fällen kommen kleinere Mini-Spiele zum Einsatz, die zwar simpel gestrickt sind, aber ein authentisches Spielgefühl vermitteln. Überhaupt fühlt sich die Kontrolle über Garrett wunderbar geschmeidig an, die Bewegungsabläufe des Helden sind absolut flüssig. Dank tadellosen Zusammenspiels von Schleichen, Springen und Klettern können wir den scharfen Augen der Stadtwache bereits nach kurzer Zeit mit sehenswerten Parcours-Einlagen entgehen. Eine Freiheit wie in Assassin’s Creed bietet Thief aber nicht. Geklettert und gesprungen werden darf nur da, wo es das Spiel zulässt.



Trotz und zum Teil auch wegen seiner guten Spielbarkeit offenbart Thief aber einige Schwächen in der Spielmechanik. Zum einen empfanden wir den Schwierigkeitsgrad des Schleichspiels selbst auf der höchsten Einstellung als zu leicht. Das Gefühl auf Knopfdruck von einem Versteck ins nächste zu huschen ist zwar unglaublich befriedigend, vielleicht aber auch nur deshalb, weil Feinde zu häufig zu große Tomaten auf den Augen haben. Die kurze Freude über einen vermeintlich gelungenen Move wird schnell im Eindruck erstickt, man habe letztlich bloß von der schlechten k.I. profitiert. Ein weiteres spielerisches Manko betrifft das Level-Design. Gebäude und Areale sind zwar recht offen gestaltet, meist ist der beste Weg sich durch die Wachen zum nächsten Missions-Punkt zu bewegen aber so offensichtlich, dass ihr nicht lange überlegen oder gar abwägen müsst, wie ihr als nächstes vorgehen wollt. Fans der Vorgänger werden sich erinnern, dass Thief in diesem Zusammenhang in der Vergangenheit immer besonders stark punkten konnte.

27.02.2014 : Michael Keultjes