Test: Spec Ops: The Line

Pittoreske Wüstenhölle
Die Kulisse bleibt das ganze Spiel über spektakulär. Egal, ob es durch einen versandeten Yachthafen, ein Einkaufszentrum oder über die Dächer der Wüstenstadt geht, die Schauplätze wirken oft farbenprächtig, auch wenn das nicht unbedingt zum Grundtenor des Spiels passt, man merkt: Für die größten Grausamkeiten sind die Menschen in diesem Spiel verantwortlich, nicht die Natur. Romantisch wird es fast, wenn die untergehende Sonne über den Sand streichelt und euch an die andere Welt, irgendwo da draußen erinnert. Die Wolkenkratzer wirken nicht wie graue Blöcke in der Ferne, sondern verleihen der Stadt ein imposantes Aussehen. Auch die vielen Innenräume zeugen oft von der einstigen Lebendigkeit Dubais – zum Beispiel, wenn ihr an riesigen Aquarien voll mit Fischen vorbeilauft.

Auch die Animationen der Figuren wirken absolut lebensecht. Das gilt nicht nur für Captain Walker und seine Kumpanen, sondern auch für die Heerscharen an Feinden, die realistisch zu Boden fallen, von Deckung zu Deckung hechten, oder mit flinken Ausweichmanövern auf euch zu stürmen. Jedoch erscheinen die Gesichter der Charaktere vor allem in Zwischensequenzen wie aufgeklebt und vermitteln daher nur wenig von deren inneren Gefühlswelt. Man lässt auch Jason Statham nun mal keine Charakterrollen spielen, nicht wahr? Zumindest sind die Figuren im Englischen, wie im Deutschen sehr gut und äußerst lebhaft vertont, was die statische Mimik teilweise wieder wettmacht. Auch der Soundtrack weiß mit vielen Songs von Jimi Hendrix und Janis Joplin zu gefallen.

Was den Multiplayer-Modus angeht, muss man ganz ehrlich sagen: Hätte man sich im großen und ganzen sparen können. Die sechs Maps sind zu wenig, die verschiedenen Modi, sowie das Erfahrungssystem nur abgekupfert und das Gameplay recht behäbig. Auch hier nicht können die stellenweise auftretenden Sandstürme keine Akzente setzen und verkommen hier zum komplett wertlosen Gimmick. Zugegeben, zwei, drei Partien Team-Deathmatch können hier durchaus kurzweilig sein. Auf mehr hat man dann aber auch wirklich keine Lust.


10.07.2012 : Peter Lebrun