Test: Assassin's Creed Syndicate

Vorsprung durch Technik? Jein!
Technisch gesehen hat Ubisoft aus dem wohl fehlerreichsten Titel der Serie - Unity - jedenfalls gelernt. Allerdings mit einem kleinen Trick, der zunächst wie ein Rückschritt wirkt. An die beeindruckenden Kulissen aus Paris, samt voller Menschenmassen, kommt Syndicate nämlich nicht heran, es wirkt im direkten Vergleich sogar etwas trister. Natürlich liegt das auch am Setting, schließlich war das Ende des 19. Jahrhunderts dadurch geprägt. Aber insgesamt wirkt der neue Teil, bis auf wenige Ausnahmen, nicht ganz so spektakulär.

Kutschen ergänzen zwar nun das Stadtbild, doch es ist deutlich weniger los auf den Straßen Londons. Doch warum ist dies nur bedingt ein Rückschritt? Ganz einfach: Bei Unity hatte man oft das Gefühl, Ubisoft wollte unbedingt zeigen, was sie aus den neuen Konsolen herausholen können. Die dadurch entstandenen Performanceeinbrüche und die vielen Fehler waren dabei offensichtlich unterzuordnen.

Bei Syndicate ist Ubisoft der richtige Schritt gelungen. Ohne Frage, an einigen Stellen des Spiels fehlen Details und es wirkt nicht immer grafisch rund, aber die Kehrseite des Ganzen ist, dass das Spiel endlich wieder flüssig läuft. Einbrüche in der Framerate konnten wir jedenfalls nicht bewusst wahrnehmen und auch die Bugs im Spiel halten sich in Grenzen.

Perfekt ist natürlich auch Syndikate nicht. So hatten wir beispielsweise mehrmals Gegner, die beim Klettern einfach in der Luft festhingen oder hier und da den anderen Clippingfehler, zum Neustart einer Mission führte bis jetzt aber definitiv keiner davon. Zum Glück, denn die Ladezeiten von Syndicate sind für die heutige Zeit eine Zumutung. Damit meinen wir nicht nur den Start des Spiels selber, sondern leider auch beim Wiederholen von Missionen, nachdem man gestorben ist. Hier hoffen wir unbedingt auf einen Patch!



"Schuster bleib bei deinen Leisten!" Getreu diesem bekannten Leitspruch hat Ubisoft das Rad mit Syndicate alles andere als neu erfunden. Die bekannten Elemente der Serie hat man als ein ordentliches Gesamtpaket geschnürt und im Detail verbessert. Unserer Meinung nach der richtige Weg! Doch komplett ohne Neuerungen kommt der Teil natürlich auch nicht daher. Die wenigen, aber spürbaren Neuerungen und Verbesserungen, überzeugen uns dafür umso mehr.

Das fängt bereits beim Parkour-System an. Noch nie konnte man sich so gut und flüssig fortbewegen, wie in Syndicate. Das liegt zum Einen natürlich am neuen Gadget der beiden Meuchelmörder, dem Greifhaken. Hiermit könnt ihr euch im Stile von Spiderman und Batman an Dächern etc. hochziehen und euch somit viel Zeit beim Erklimmen von hohen Gebäuden sparen. Zwar klappt das erst nach einer gewissen Eingewöhnungszeit blind, denn man muss warten, bis das entsprechende Symbol angezeigt wird, aber insgesamt ist der Greifhaken wohl die coolste Neuerung in Assassin’s Creed. Wir möchten ihn jedenfalls nicht mehr missen!

Doch auch beim klassischen Klettern und Rennen sind deutliche Verbesserungen zu spüren. Die Steuerung läuft geschmeidiger und „zickt“ nicht mehr so oft rum. Vor allem beim Herunterklettern hat man sich endlich Gedanken gemacht. Wer kennt nicht die Momente, in denen man in alten Teilen versehentlich (im Eifer des Gefechts) die falsche Taste gedrückt hat und so in den bitteren Tod stürzte?

Diese Tode gehören nun der Vergangenheit an, denn es ist nicht mehr möglich „aus Versehen“ in den Tod zu springen. Hier hat Ubisoft eine Art "Automatik" eingebaut, mit der ihr nun genauso schnell von Gebäuden wieder runterkommt, wie er sie raufgeklettert seid. Haltet ihr also den rechten Trigger und die B-Taste beim Abklettern gedrückt, sucht ihr automatisch die nächste Möglichkeit dazu. Klappt in der Praxis wirklich super! Insgesamt also ein ordentlicher Sprung in Richtung perfekte Steuerung.

Auch bei den Fortbewegungsmitteln geht Ubisoft neue Wege und baut ein bisschen "GTA" ins Spiel. Natürlich fahrt ihr gegen Ende des 19. Jahrhunderts noch nicht mit einem Mercedes oder Volkswagen durch London, aber dafür mit wirklich stylischen Kutschen. Zwar wirken die Fahrten damit nicht immer ganz realitätsnah umgesetzt, aber sie erfrischen das Gameplay doch spürbar. Außerdem hält sich der Anteil der Kutschen in Hauptmissionen eher in Grenzen, sodass hier niemand Angst haben muss, das Ganze verkommt zu einem Racer.

22.10.2015 : Sascha Sommer