Test: Lollipop Chainsaw

Alte Vorbilder, neue Fehler
Die Vorbilder von Juliet Starling heißen Kratos, Bayonettta oder Dante. Im Grunde ist Lollipop Chainsaw also ein klassisches Hack'n'Slay. Als ultimative Waffe dient euch die titelgebende Kettensäge, die im Lauf des Spiels um weitere Funktionen bzw. Angriffsarten erweitert wird. Hohe, tiefe und betäubende Angriffe können aneinander gereiht und miteinander kombiniert werden und ergeben so mehr oder weniger durchschlagende Kombos.

Im Vergleich zu beispielsweise Bayonetta führt Juliet die Angriffsketten jedoch recht langsam aus und beherrscht auch nicht die Fähigkeit längere Kombo-Ketten auszuführen. Diese Trägheit bringt den Spieler dazu, auch bei größeren Zombie-Mengen immer wieder auf die Standard-Angriffe zurückzugreifen – zumal diese in den allermeisten Situationen absolut ausreichen. Die bei Bedarf zuschaltbare Lock-On-Funktion wird ihrem Namen nicht wirklich gerecht, da sie euch bei mehreren Gegnern auf dem Bildschirm oft den falschen auswählen lässt, oder sich einfach von selbst deaktiviert. Der spielerische Kern von Lollipop Chainsaw wirkt somit ein wenig lustlos konzipiert und kommt nicht über gewöhnliche Standard-Ware hinaus.

Etwas Abwechslung in den klaustrophobisch eng geschnittenen Level-Abschnitten bringen vor allem Mini-Spiele und Quick-Time-Events. Sei es der bereits erwähnte Mähdrescher, mit dem ihr fröhlich Untote „abernten“ dürft, oder Ausflüge ins 8-Bit-Zeitalter, in denen ihr Juliet an Pac-Man-Doubles vorbei durch ein Labyrinth steuert. Freund Nick dient euch nicht nur als wortwörtliches Anhängsel und juveniler Sprüche-Klopfer, sondern kann trotz seiner körperlich misslichen Lage in einigen Situationen recht nützlich sein. So spielt ihr beim „Nick-Roulette“ um kurz einsetzbare Spezial-Angriffe, oder nutzt seinen Kopf um per Mini-Spiel einen Zombie-Körper fernzusteuern.

Wie für das Genre üblich, wird jeder der fünf Abschnitte (ohne Prolog) mit einem etwas ausgedehnterem Boss-Kampf abgeschlossen. Haben diese Kämpfe bei einem God Of War noch richtigen Event-Charakter, so werden die finalen Auseinandersetzungen bei Lollipop Chainsaw, wie auch das restliche Gameplay, hauptsächlich vom beißend-schrägen Humor getragen. Die Fights sind weder eine echte Herausforderung, noch besonders bombastisch in Szene gesetzt. Einen untoten Rick-James-Verschnitt mit Auto-Tune-Keyboard in die Hölle zu schicken hat allerdings schon das ein oder andere für sich.


29.06.2012 : Peter Lebrun