Test: Forza Motorsport 4

Steuerung ist nicht gleich Steuerung
Wir haben in den vergangenen Wochen bereits ausgiebig über die neuen Techniken in Forza 4 berichtet, dennoch wollen wir natürlich auch im Test nochmals die Neuerungen des aktuellen Xbox 360-Racers anführen und wagen uns ein wenig weiter in die Materie. Es ist kein Geheimnis mehr, dass Forza Motorsport 4 mit einer völlig überarbeiteten Physikengine daherkommt. Das neue Fahrgefühl basiert auf zwei Hauptkriterien: der Simulationssteuerung und dem neuen Reifenmodell.

Unter „Simulationssteuerung“ versteht Entwickler Turn 10 das Abschalten der Eingabehilfen. War es in allen Forza-Spielen bislang noch so, dass im Hintergrund Assistenzsysteme für eine ständige Justierung der Lenkwinkel sorgten, kann man diese nun größtenteils deaktivieren. Turn 10 selbst spricht von einer kompletten Abschaltung, diese Aussage trifft aber nicht ganz zu, denn der Lenkwinkel wird immer noch anhand der Geschwindigkeit nachgeregelt, zudem arbeitet die Steuerung weiterhin mit einer gewissen Trägheit. Letzteres diene laut dem Entwickler dazu, die Lenkbewegungen realistisch wirken zu lassen.

Der zweite und wahrscheinlich ausschlaggebende Punkt der neuen Fahrphysik ist das Reifenmodell, das Turn 10 erstmals in der Geschichte der Firma nicht selbst programmiert. Die Forza-Macher haben viel mehr eine Schnittstelle geschaffen, die es Reifenpartner Pirelli ermöglicht, die eigenen auf diversen Teststrecken gemessenen Daten zum Gripniveau, Seitenkräfte, das Arbeiten des Reifens auf der Felge, Temperaturentwicklung und viele weitere Fakten direkt ins Spiel zu integrieren. Turn 10 selbst greift nach eigenen Angaben nicht in diese Daten ein.

Unter dem Strich sorgen diese beiden neuen Komponenten für das neue Fahrgefühl in Forza Motorsport 4 und das ist intensiver, fordernder, vor allem aber realistischer als je zuvor. Anfänger und Freunde „entspannter Rennen“ müssen aber keine Angst haben, auch mit aktivierter Simulationssteuerung lassen sich die Boliden präzise und gutmütig über die Kurse steuern. Umso näher man allerdings an den Grenzbereich der Fahrzeuge gelangt, desto anspruchsvoller ist es, den Wagen in der Spur zu halten. Hört sich kompliziert an, im Grunde genommen macht das Auto aber nun genau das, was man als Autofahrer erwartet, es reagiert realistisch auf die Eingaben des Fahrers und – und das ist der größte Vorteil - gibt jederzeit bereitwillig Feedback über den derzeitigen Fahrzustand.


06.10.2011 : Matthias Brems