Test: Onrush

Codemaster steht für Rennspiele wie kaum eine andere Spieleschmiede. Während man mit Formel 1 oder der Dirt-Reihe eher die Simulationsfreunde ansprechen wollte, steht die neueste Entwicklung „Onrush“ ganz im Zeichen von actiongeladener Rennen, die eigentlich gar keine sind. Ob der Titel die Erwartungen erfüllen konnte erfahrt ihr in unserem Xboxfront-Test.
„Von allem etwas“
Ein bisschen hiervon, ein bisschen davon. So lautete wohl der erste Gedanke, den die Jungs bei der Entwicklung des Spieles gehabt haben müssen. Wer bei „Onrush“ ein Rennspiel erwartet, bei dem es nur darum geht als erstes über die virtuelle Ziellinie zu rasen hat sich geschnitten.

„Onrush“ verfolgt nur ein Ziel, die Zerstörung der anderen Konkurrenten durch sog. Takedowns. Halt, da war doch was denkt ihr euch? Richtig, bereits beim Titel „Burnout“ konnte man seine virtuellen Gegner per Takedown ins Jenseits befördern. Eine Ähnlichkeit zu der erfolgreichen Burnout-Reihe kann man dem Spiel auch nicht abreden, vielmehr ist es eine Mischung aus verschiedenen Titeln wie Flatout, Burnout und sogar ein wenig Overwatch. Dazu aber später etwas mehr.

„Same, same but different“
Wo Arcade drauf steht, da steckt auch Arcade drin. Diese Tatsache merkt man insbesondere beim Handling der Fahrzeuge. Die Steuerung der Vehikel birgt kaum Unterschiede zwischen den beiden Fahrzeugklassen – zur Auswahl stehen lediglich 2 Motorräder und 6 Buggys.

Dabei macht es nur bedingt einen Unterschied ob man auf zwei oder auf vier Reifen unterwegs ist, irgendwie fahren sich die Boliden alle ziemlich ähnlich. Natürlich sind die Motorräder etwas flinker in den Lenbewegungen als die etwas trägeren Buggys, ein differenzierteres Fahrverhalten wäre aber wünschenswert gewesen.

Die Steuerung dabei wirkt aber griffig und nachvollziehbar, die maue und kleine Auswahl an steuerbaren Fahrzeugen wirkt sich allerdings negativ auf die Langzeitmotivation aus. Das Spiel soll zwar durchwegs mit neuen und kostenlosen Inhalten versorgt werden, bei einem Preis von 70€ darf man aber deutlich mehr Inhalt erwarten.

„Ein Hauch von Overwatch“
Obwohl es nur wenige Auswahlmöglichkeiten gibt, hat jedes Zerstörungsmonster seine eigenen Fähigkeiten. Die Klassenfähigkeiten setzen den Fokus klar auf teambasierte Zerstörungsaction. Teamplay statt Egoismus ist hier gefragt. Hier ähnelt das Spiel auch dem vorhergenannten teambasierten Shooter Overwatch.

Jedes Fahrzeug hat einzigartige Eigenschaften, während eines der Motorräder Mitspielern in Reichweite mit Boost versorgt hinterlässt ein Angriffsbuggy eine Spur der Verwüstung hinter sich. Je nach Team und Spielmodus ist es also nicht unerheblich, welche Fahrzeuge innerhalb des Teams gewählt werden.

Wenn wir schon mal beim Thema Boost sind, dieser ist neben einem guten Team essentiell für ein erfolgreiches Abschneiden in einem der (nur!) vier Spielmodi. Durch waghalsige Fahrmannöver, spektakuläre Sprünge oder zerstören der fahrbaren Untersätze füllt sich der Boost-Balken, durch das Aneinanderketten der Manöver zu sog. Combos kann man das Ganze zusätzlich beschleunigen. Ist der Balken erstmal komplett gefüllt kann durch Drücken der Y-Taste der sog. „Rush“ ausgelöst werden. Mit diesem Rush pflückt man förmlich durch das gesamte Feld und räumt alles und jeden aus dem Weg.

Jedes Fortbewegungsmittel hat dabei noch seine eigene Spezialisierung. Übrigens, das Spiel ist hauptsächlich auf den Online-Multiplayer ausgelegt, eine Kampagne für Einzelspieler sucht man indes vergebens. Zwar gibt es einen „Superstar-Modus“ mit Bots für Einzelspieler, dieser beherbergt allerdings nur eine öde Aneinanderreihung der vier Spielmodi und ist nicht viel mehr als ein größeres Tutorial.

Online hat man die Wahl zwischen Schnellem- und einem Ranglistenspiel. Für beide stehen jeweils 4 verschiedene Modi bereit. Zu diesen gehören Domination, Switch, Overdrive und Countdown. Während man in Domination verschiedene Zonen mit seinen Kameraden einnehmen muss, steht bei Overdrive die Eliminierung des gegnerischen Teams im Vordergrund, dieser Modus ähnelt auch am ehesten noch einem Rennspiel wie wir es kennen.

Für Zwischendurch eine ausreichende Auswahl, für eine langanhaltende Motivation eher nicht. Dennoch, Spaß macht es und das ist die Hauptsache. Natürlich gibt es auch Boni für eure Erfolge. Durch das Erledigen kleinerer Herausforderungen und Aufgaben schaltet ihr Medaillen frei oder steigt durch das erlangen von XP in eurem Rang auf. Bis auf ein paar Kosmetische Items (durch Lootboxen) für eure Boliden oder ein Avatare im 90er-Stil gibt es allerdings nichts Spannendes zum Erspielen.

„Überrushend hübsch“
Überzeugen kann Onrush hinsichtlich Technik und Präsentation. Die Crash- und Zerstörungsorgie flimmert mit stabilen 60 FPS über den Bildschirm. Die verschiedenen Strecken sind dabei hübsch anzusehen, einen Meilenstein hinsichtlich Details darf man aber natürlich nicht erwarten.

Dennoch macht es wirklich Spaß die verschiedenen Vegetationen zu rasen und die Gegner „über die Planke“ zu jagen. Es macht deshalb auch so viel Spaß, da es Codemaster schafft das Geschwindigkeitsgefühl wirklich gut auf den Spieler zu übertragen. Erwähnenswert ist übrigens auch, dass die Online-Gefechte durchwegs flüssig und ohne Verzögerungen von statten gehen.

Bei einem Hochgeschwindigkeitsracer ein äußerst wichtiges Kriterium, hier liefert der Entwickler aber wirklich saubere Arbeit ab. Soundtechnisch wird das Ganze ebenfalls solide untermalt. Der Soundtrack während der Rennen ist stimmig und auch die Geräusche der Fahrzeuge vermitteln ein zufriedenstellendes Rennerlebnis. Hier erwartet den Spieler ein rundum gelungenes Paket.

20.06.2018 : XboxFront