Hands On: Assassin's Creed Syndicate

Gameplay mit Haken... und Ösen!
Auf den ersten Blick scheint AC Syndicate spielerisch nicht viel anders zu machen als seine Vorgänger. Nach wie vor gehört das Erklimmen von Gebäuden zu den zentralen Spielelementen des Titels. Mit Leichtigkeit „entern“ Jacob und Evie jedes noch so hohe Gebäude, in dem sie dank beeindruckender akrobatischer Fähigkeiten an Fassaden, Regenrinnen oder Geländern Halt finden und hinaufklettern. Der Wechsel zwischen beiden Charakteren ist bis auf einige Story-Missionen jederzeit möglich, wobei er relativ umständlich über eine Menüfunktion vorgenommen wird. Das störte den Spielfluss ein klein wenig.

Abgesehen davon enttäuschten uns die vergleichsweise geringen Unterschiede im Spielgefühl zwischen den beiden Protagonisten. Zwar verfügen Jacob und Evie jeweils über individuelle Fähigkeiten – Evie hat beispielsweise die Möglichkeit, sich zu tarnen und mit der Umgebung zu verschmelzen, während Vorteile in Kämpfen hat und grundsätzlich eine brachialere Vorgehensweise verfolgt – im Großen und Ganzen fühlt sich das Spiel mit beiden Charakteren aber doch sehr ähnlich an. Ein Missionsdesign, das die unterschiedlichen Stärken und Schwächen von Jacob und Evie effektiv berücksichtigt, könnte hier Abhilfe schaffen. Uns fehlte beim Event in London jedoch die Zeit, um diesbezüglich eine handfeste Einschätzung abgeben zu können.



Neben dem Feature des Charakter-Wechsels ist aus spielerischer Hinsicht sicherlich der neue Greifhaken das gravierendste neue Spielelement von AC Syndicate. Ähnlich wie Batman aktiviert ihr ihn per Knopfdruck, um höher oder niedriger gelegene Positionen zu erreichen, ohne erst mühsam dorthin klettern zu müssen. Prinzipiell fügt sich die neue Funktion nahtlos in die vielseitige Spielmechanik von AC ein. Aufgrund der hin und wieder ungünstigen Kameraführung und der teils unpräzisen automatischen Zielführung des Greifhakens, taten wir uns allerdings schwer, das neue Werkzeug zur schnellen Fortbewegung einzusetzen.

Große Distanzen lassen sich besser mit einer Kutsche überbrücken, die überall in London verstreut sind oder sich ganz einfach unter den Nagel gerissen werden können, indem man den Fahrer vom Sitz stößt und das Steuer übernimmt. Die Kutschen dienen jedoch nicht ausschließlich als Fortbewegungsmittel. Sie übernehmen in gewisser Weise die Funktion der Segelschiffe aus AC IV Black Flag. So erwarten euch wilde Verfolgungsjagden, bei denen sogar auf den Gefährten gekämpft wird. Ein wenig chaotisch das Ganze, aber zweifellos eine willkommene Abwechslung.

Hin und wieder macht es angesichts zahlenmäßig überlegener Feinde Sinn, darauf zu verzichten, die offene Konfrontation zu suchen. Zwar sorgt das eingängige Kampfsystem dafür, dass ihr es auch mit mehreren Gegnern gleichzeitig aufnehmen könnt. Speziell in Situationen, in denen euch Kontrahenten mit Schusswaffen erwarten, ist es jedoch häufig cleverer, aus dem Hinterhalt zu agieren und einen Feind nach dem anderen auszuschalten, anstatt alle auf einmal.

Leider hatten wir während unserer Anspielsession meist wenig Glück, im Verborgenen zu agieren. Verantwortlich dafür ist einerseits die AC-typische „träge“ Steuerung, andererseits das undurchschaubare Verhalten der Gegner. Mal bekommen diese nicht mit, wenn ihr von einem Dach auf eine nur wenige Meter entfernte Zielfigur stürzt, ein anderes Mal erspähen sie euch, obwohl ihr noch gar nicht aktiv wurdet. Die aus dem neuen Metal Gear Solid Möglichkeit, Gegner in der näheren Umgebung zu markieren, um sie auf der Karte zu sehen, hilft zwar dabei den Überblick zu behalten. Dennoch wurden wir und auch die Kollegen anderer anwesender Pressevertreter oftmals entdeckt, ohne wirklich begriffen zu haben, warum eigentlich. Wer Stealth-Gameplay bevorzugt sollte sich daher auf einige Trial- & Error-Abschnitte gefasst machen.

24.09.2015 : Michael Keultjes