Test: Resident Evil HD Remaster

Noch bevor die legendäre Survival Horror-Serie Resident Evil in etwas mehr als einem Jahr ihren 20. Geburtstag feiert, veröffentlichte Capcom in dieser Woche mit Resident Evil HD Remaster ein Remake des ersten Teils der Reihe. Anstatt jedoch das einstige PSOne-Original von Grund auf neu aufzusetzen, bedienten sich die Entwickler an der bereits 2002 für den Nintendo Gamecube erschienenen Neuauflage des Horror-Klassikers. Wie sich das „Remake vom Remake“ weitere 13 Jahre später schlägt, verrät unser Test.
Gameplay von vorgestern, Atmosphäre von übermorgen
Der ein oder andere Leser mag genau wie der Redakteur dieses Test-Artikels 1996 womöglich noch ein paar Jahre zu jung gewesen sein, um seinerzeit in den Genuss des revolutionären Grusel-Spiels zu kommen. Die Tatsache, dass der entsprechende Personenkreis heutzutage dennoch eine ganze Menge mit dem Begriff Resident Evil anzufangen weiß, unterstreicht den enormen Wirkungskreis der Franchise. Doch ist das Grund genug, ein beinahe 20 Jahre altes Spiel, das vor sage und schreibe 13 Jahren bereits neu aufgelegt wurde, ein weiteres Mal in überarbeiteter Form in den Handel zu bringen?

Beschränkt man sich auf die spielerischen Elemente des Titels, so fällt einem die Antwort leicht. In Sachen Gameplay hat Capcom im Vergleich zur Gamecube-Fassung nämlich kaum einen Finger gerührt. So streift ihr auch im Remake für Xbox One, Xbox 360, PlayStation 4 und PlayStation 3 durch dieselben Gänge der Spencer-Villa im Raccoon Forrest, löst dieselben Rätsel und entledigt euch derselben Feinde. Ärgerlich ist, dass das Remake mit den vielen spielerischen Unzulänglichkeiten kämpft, die auch schon im Original für den einen oder anderen Frustmoment sorgten. Die Möglichkeit eine moderne Steuerungskonfiguration zu wählen sorgt zwar für etwas mehr Dynamik und bessere Kontrolle, insgesamt geht aufgrund der hektischen Kamerawechsel aber noch immer zu häufig die Übersicht verloren. Nostalgiker mögen dies als authentischen Pluspunkt verzeichnen, wir denken, dass zumindest an der ein oder anderen Stelle über verbesserte Kamerawinkel nachgedacht hätte werden können.



Positiv fällt der neue 16:9-Modus ins Gewicht. Einen größeren Bildausschnitt dürft ihr euch zwar nicht erwarten, da Capcom lediglich ins Bild hineinzoomt, die damit verbundenen Kamerabewegungen und der ausgefüllte Bildschirm sorgen aber immerhin für einen zusätzlichen Stimmungsboost. Überhaupt überzeugt die Atmosphäre von Resident Evil auch im Jahr 2015. Ständige Munitionsknappheit, die dunklen Räume der Villa, deren einzige Lichtquellen Kerzenschein und Blitze vom tobenden Gewitter sind und die ständige Angst hinter der nächsten Ecke von einem Untoten erwartet zu werden, sorgen noch immer für intensives Gänsehaut-Feeling. Da verzeiht man gerne, regelmäßig die gleichen Wege zu beschreiten, um voranzuschreiten. Modernere Survival-Titel wie Dead Space waren schließlich auch nicht vom so genannten „Backtracking“ gefeit.

22.01.2015 : Michael Keultjes