Test: Forza Motorsport 6

Grip gibt’s nicht nur auf RTL 2
Mit Forza 4 und 5 hat Turn 10 gezeigt, dass reine Daten aus der Industrie ein Spiel nicht unbedingt besser machen, zumindest wenn das Balancing nicht stimmt. Teilweise nicht nachvollziehbare Aussetzer in der Physik und ein Reifenmodell, das seinen Namen nicht verdiente, trugen dazu bei, dass man in den vergangenen Jahren bei Forza eher der Meinung war, Regen und Schnee wären schon längst im Spiel, man hatte nur vergessen, es optisch darzustellen.



Dieses große Problem, das sich seit Forza 3 durch die Serie zog, ist mit dem sechsten Teil endlich Geschichte. Forza 6 bietet jede Menge Grip und zwar genau so, wie man es sich vorstellt. Natürlich kann man in einem GT3-Rennwagen in der Spitzkehre im ersten Gang kein Vollgas geben, so wie es die „kompromissloseste Rennsimulation“ (O-Ton Slightly Mad Studios) den Spielern mitunter weismachen will, doch die unkontrollierbaren Rutschpartien, von denen man nie wusste wann sie kommen (nur dass sie nicht mehr gehen) sind Geschichte.

Forza Motorsport 6 vermittelt dem Spieler jederzeit das Gefühl, Herr der Lage zu sein. Grenzbereiche kündigen sich früh genug an und die Fahrzeuge lassen –sofern man es nicht übertreibt- jede Menge Raum zur Korrektur. Das Ergebnis: nie konnte man in einem Forza-Spiel ein Fahrzeug dermaßen am Grenzbereich bewegen und hatte zeitgleich so viel Spaß dabei.



Wir haben Forza 6 etwa eine vergleichbare Zeit in der einfachsten Variante (mit Pad) und in der Luxus-Fassung mit Fanatec Club Sport Wheel V2, Club Sport Pedals V3 und Club Sport Shifter in einem RSEAT gespielt und hatten immer ein sicheres Gefühl über den aktuellen Fahrzustand. Diesen Spagat schafft kein Entwickler so gut wie Turn 10. Keine übernervösen Gegenpendler nach einem Drift mit Simulationssteuerung mehr, die schon vor der Kurve dafür sorgen, dass einem der Schweiß auf der Stirn steht. Stattdessen kann man gefühlvoll durch die kurven 9 und 10 der Road America zirkeln und stets einen leichten Drift mit dem Heck vollziehen.

So fühlt sich Fahrspaß neuerdings an. Diesen Fahrspaß vermitteln übrigens auch die Drivatare, die mit dem neuen Fahrverhalten offenbar ebenfalls sehr viel besser zurechtkommen. Zwar bietet Forza noch nicht ganz die Dynamik eines Onlinerennens aber die Gegner fahren größtenteils nachvollziehbar und sehr dynamisch, vor allem in den höheren Schwierigkeitsgraden.

09.09.2015 : Matthias Brems