Test: Sleeping Dogs

Ein Hauch von Spielhalle
Auch wenn viele der (pro Bereich 10-12) freischaltbaren Fertigkeiten und Boni recht nützlich sind, so bleiben einige von ihnen komplett wertlos. Was nützt einem ein größerer Schaden beim Rammen von Fahrzeugen, wenn diese eh nach zwei Zusammenstößen Schrott sind? Auch mag es anfänglich so wirken, dass man sich für bestimmte Upgrades entscheiden müsste, um so seine bestimmte Gewichtung zu erreichen. Doch im Grunde dürfte ein Spieldurchlauf reichen, um die allermeisten von ihnen freizuschalten.

Den Entschluss der Entwickler eine permanente Bewaffnung des Spielers zu unterbinden – Waffen werden euch nach jeder Mission abgenommen – kann ich nur begrüßen. Zwar sind die Schießereien mit wuchtigen Explosionen und sexy Zeitlupensprüngen ganz passabel in Szene gesetzt, doch die Martial-Arts-Kämpfe überzeugen mehr. Trotz der relativ großen Auswahl an Schießprügeln, die von der einfachen Pistole bis hin zum Granatwerfer reicht. Nur bei Verfolgungsjagden macht das Ballern richtig Spaß, da hier schon beim kleinsten Reifentreffer Fahrzeuge durch die Luft wirbeln und diese in oft spektakulären Crashs enden.

Schade, dass das Fahrgefühl der Motorräder und Autos so sehr zu wünschen übrig lässt. Man fühlt sich doch teilweise mehr an einen überfüllten Einkaufswagen, als an einen Sportflitzer erinnert. Ein mehr oder weniger elegantes Driften um Kurven wird durch die viel zu harsche Handbremse unmöglich gemacht. Die hakelige, sprunghafte Kamerasteuerung während des Fahrens führt außerdem regelmäßig zu Unfällen und Verwirrungen. Dafür versprüht das Rammen per Knopfdruck eine feine Prise Arcade-Feeling und kann euch in den absolvierbaren Straßenrennen kurz nach Start einen Vorteil verschaffen. Spannende Kop-an-Kop-Rennen gibt es hier weniger, da sich Gegner mit einem gewissen Vorsprung so gut wie gar nicht mehr einholen lassen.

Diese Arcade-Affinität, die bei Sleeping Dogs (und auch bei vorangegangen Spielen der „True Crime“-Reihe) an vielen Ecken zu spüren ist, steht bei mir übrigens unter Hauptverdacht, diesen Schmelztiegel aus westlicher und asiatischer Kultur namens Hongkong für den Spieler nicht wirklich greifbar zu machen. Nie ist man wirklich „drin“. Die Straßenzüge und Plätze wirken zwar an den Dreh- und Angelpunkten des Spiels, also z.b. rund um eure Behausungen lebendig und charakteristisch.


30.08.2012 : Peter Lebrun