Test: Das Testament des Sherlock Holmes

Meine erste Begegnung mit Sherlock Holmes in einem Videospiel hatte ich bereits in den Neunzigern, damals noch am 486er meines Vaters. Auch damals handelte es sich um ein Adventure: The Lost Files Of Sherlock Holmes von Mythos Software. Heute ein Klassiker, damals bin ich schon nach wenigen Rätseln nicht mehr weiter gekommen. Ein wenig Ehrfurcht war also schon dabei, als ich Das Testament des Sherlock Holmes ins Laufwerk schob. Nicht ganz ungerechtfertigt.
Ein interaktiver Krimi
Im Grunde genommen ist Das Testament des Sherlock Holmes, wie sein Vorgänger Sherlock Holmes jagt Jack the Ripper, ein klassisches Adventure. Die Geschichte beginnt mit dem Raub einer wertvollen Halskette aus dem Hause eines ranghohen Politikers. Dieser Fall dient gleichzeitig als Tutorial und macht euch mit der grundlegenden Steuerung und Vorgehensweise des Spiels vertraut. Schnell überstürzen sich die Ereignisse und der Meisterdetektiv und sein Gefährte stecken mitten drin in einem handfesten Komplott.

Keine Angst: Ich werde keine Einzelheiten aus der Story spoilern. Diese hält nämlich viele Überraschungen parat und die möchte ich nur ungern vorwegnehmen. Bei der Struktur der Geschichte handelt es sich um einen Sherlock Holmes-Plot, wie er im Buche steht. Mysteriöse Todesfälle, Geheimtüren und die übliche Rivalität zu Scotland Yard – alles drin. Allerdings ist das Spiel längst nicht so nicht-linear und Open-World, wie es die Produktbeschreibung bei Amazon es die potenziellen Käufer glauben lassen möchte.

Wir haben es hier viel mehr mit einem (spannend erzählten) interaktiven Film, als mit einem Sandbox-Detektiv-Spiel zu tun. Zwar bietet das Spiel beispielsweise in Dialogen oft mehrere Lösungswege an, von denen jedoch immer nur einer der richtige ist. Es läuft also nicht selten auf simples Trial & Error hinaus, was auch die Bedeutung des hauseigenen Deduktions-Systems schmälert. Mit diesem werden an Tatorten automatisch Hinweise notiert, aus denen ihr dann die richtigen Schlüsse ziehen müsst. Die gegebenen Auswahlmöglichkeiten sind jedoch teilweise recht austauschbar: Ob Mörder im Auftrag einer bestimmten Person gehandelt oder nach etwas bestimmten gesucht haben, schließt sich logischerweise nicht aus und führt so oft zu Verwirrung beim Spieler.


28.09.2012 : Peter Lebrun