Test: Of Orcs and Men

Nanu, ein Rollenspiel in dem Orks die Guten und Menschen die Bösen sind? Entwickler Cyanide wagt es mit Of Orcs And Men die übliche Rollenspiel-Perspektive umzudrehen. Der hühnenhafte Krieger Arkail und der heimtückische Goblin Styx machen sich auf den beschwerlichen Weg den Imperator Damokles zu beseitigen, der die Grünhäute seit vielen Jahren unterwirft. Was erwartet uns auf dieser Selbstmordmission?
Kein Spielraum für Klischees
Für das grundlegende Szenario kriegt Cyanide schon mal einen dicken Pluspunkt von mir. Allein die Idee, das Klischee von bösen Orks und guten Menschen umzukehren, verdient Anerkennung. Das Szenario bietet so unglaublich viele Möglichkeiten für eine mitreißende Geschichte und interessante Charaktere: Ein Imperator, der gleich dem namensgebenden Damokles-Schwert jegliches Aufbegehren nach Freiheit und Gleichberechtigung mit Hilfe der Inquisition unterdrückt. Dem entgegen zwei ungleiche, miteinander hadernde Helden, die in ihre letzte Mission gegen die jahrelange Unterdrückung ziehen.

Das ist mal 'ne Grundlage für eine Geschichte was? Leider verpasst es Cyanide zum allergrößten Teil aus dieser Prachtvorlage einen Treffer zu zaubern. Der große Arkail und der kleine Styx sollten doch eigentlich die perfekten Muster-Charaktere für ein Buddy-Abenteuer á la Twins (Film mit Arnold Schwarzenegger und Danny DeVito) sein. Will man zumindest meinen. Gut, vielleicht düsterer und mit mehr Tiefgang und so weiter. Aber so in etwa?

Die Geschichte von Of Orcs And Men weiß ihrem grundlegenden Setting keine hintergründigen Eigenheiten und interessante Charaktere abzugewinnen. Die Dialoge der beiden Hauptprotagonisten verweilen auf einem relativ platten und weiter nichts zur Sache tuenden Niveau. Der Verlauf der Geschichte hält zwar einige Wendungen bereit, die aber nichts daran ändern können, dass die Welt des iserischen Kontinents, auf dem Of Orcs And Men spielt, so gut wie gar nicht erlebbar und ergründbar gemacht wird.

Das beginnt im Spiel selbst zu aller erst in den engen Schlauch-Abschnitten, durch die sich unseren beiden Grünhäute winden müssen. Nicht nur das ein Verlaufen so gut wie ausgeschlossen ist, auch gibt es nichts zu entdecken. Keine Bücher oder Notizen, so gut wie keine NPCs, keine alternativen Wege, nur alle zehn bis fünfzehn Minuten ein Gegenstand. Die Spielabschnitte von Of Orcs And Men sind erschreckend leer, was den Spieler nie lange verweilen lässt, sondern stets weiter in den nächsten Kampf treibt.


20.10.2012 : Peter Lebrun