Test: Max Payne 3

Comic war gestern
Für Abwechslung sorgt auch das Setting. Nicht nur, dass der Spieler in gut zwölf Stunden viele Facetten São Paulos kennenlernt (Bürokomplex, Diskothek, Fußballstadion, Favelas), wir erleben die Rückblende in New Jersey zudem aus eigener Hand und steuern Max selbst. Optisch macht der Titel einen hervorragenden Eindruck. Leichtes Kantenflimmern und einige wenige unscharfe Texturen fallen dabei kaum ins Gewicht, da ohnehin mit Wischeffekten und Farbfiltern gearbeitet wird. Vor allem in den Cutscenes ist eine gelegentliche Doppelung die konkrete Visualisierung der inneren Zerrissenheit (oder des Alkoholpegels?) des Helden. Max Payne steht buchstäblich neben sich.

Technisches Highlight sind ganz klar die Animationen. James McCaffrey leiht dabei dem kaputten Helden nicht nur seine Stimme, sondern dank Motion-Capture-Verfahren auch gleich das Aussehen. Auch die Bewegungen der Gegner sind äußerst realistisch und sie reagieren jederzeit dynamisch auf ihre Umgebung.

Wer die Comic-Sequenzen der Vorgänger geliebt hat, könnte hingegen leicht enttäuscht sein. Die Cutscenes werden zwar auf Panels verteilt, sowie Worte, oder auch ganze Sätze hervorgehoben, doch ist die Inszenierung konventioneller als früher. Die meisten Spieler werden aber sicherlich zustimmen und dies als zeitgemäße Hommage verstehen, die praktischerweise die Ladezeiten überspielt.

Auf ungeahntem Niveau liegt in erster Linie der Soundtrack des Spiels. Kein Wunder, dass dieser der limitierten Edition des Spiels beiliegt. Selten machte dies so viel Sinn! Verantwortlich für die Untermalung des Geschehens ist die kalifornische Band HEALTH. Deren Noise-Rock-Experimente sind genau das: Experimente, keine einfachen Songs. Bedrohliche Bassläufe, eine hallende, völlig übersteuerte Gitarre und Drums von solcher Gewalt, dass man fürchtet erschlagen zu werden. Und all das so dezent, wie es eben sein kann. Nur ab und zu eingestreut, stets an der richtigen Stelle. Angereichert wird all das noch durch weitere Songs landestypischer Künstler. Ein Hochgenuss, der durch die für Rockstar typisch gelungene Synchronisation als nahezu perfekt gelten darf.


18.05.2012 : Benjamin Doum