Test: The Walking Dead

Wo ist die Zeit geblieben?
Andere Wege beschreiten die Entwickler auch in Sachen Gamedesign. Diese Zombiemär ist weniger klassisches Adventure als interaktiver Film. Knifflige Rätsel sucht man hier vergebens. Spielerisches Geschick wird ebenfalls nicht verlangt. Alles was zählt, ist die Charakterzeichnung der Figuren und diese lesen zu können. Wir kommunizieren und interagieren mit den Überlebenden per Multiple-Choice-Dialoge. Diese sind ausgefeilt und fesselnd und das was wir von uns geben, bestimmt den Verlauf der Geschichte (laut Entwickler auch über die weiteren Episoden hinweg). Auf Fragen antworten wir zudem unter Zeitdruck. Man bleibt also stets involviert und erzeugt realistische Reaktionen beim Gegenüber. Selbst ein Zögern oder gar völlige Sprachlosigkeit werden so zur Kommunikation und unsere Antworten hinterlassen bleibenden Eindruck. Wurde beispielsweise eine Lüge entlarvt, informiert uns eine kleine Notiz auf dem Bildschirm und die Beziehung der Figuren ist denkbar angespannt. Nicht die beste Voraussetzung diese Art der Hölle zu überstehen.

Natürlich stehen wir immer wieder vor schwierigen Entscheidungen und unser Handeln zieht entsprechende Konsequenzen nach sich. Wem stehe ich bei? Wem vertraue ich? Auf wessen Seite stehe ich? Wen rette ich? Das mag nicht sonderlich neu klingen – vor allem für ein Adventure – doch wenn es gelingt, dieses Konzept über alle kommenden Episoden hinweg konsequent durchzuziehen, ist den Entwicklern der richtige Schritt in Sachen Storytelling geglückt.

Ganz ohne Action geht es dann aber doch nicht – zumal wir es mit Zombies zu tun haben. Wann immer wir auf einen der Untoten treffen, endet die Auseinandersetzung meist in einem blutigen Quicktime-Event. Klingt mäßig spannend, ist aber treffend eingebettet und spart nicht mit grausigen Details. Das Spiel trifft also auch den Ton der Vorlage.


10.05.2012 : Benjamin Doum