Test: Far Cry 3

Ein wunderschöner Strandurlaub hätte es werden sollen. Viel Alkohol, ungezwungene Liebeleien und jede Menge Spaß waren geplant. Für Jason Brody, dem Hauptprotagonisten von Far Cry 3, und dessen Freunde entpuppt sich das gewählte Urlaubsziel „Rook Island“ jedoch in Windeseile als Hölle auf Erden. Sie geraten in die Fänge skrupelloser Drogen- und Menschenhändler, von denen keine Gnade zu erwarten ist. Das Schicksal der Gruppe hängt am seidenen Faden...
Rambo lässt grüßen
So hoffnungslos die Lage, in der sich unser Held Jason zu Spielbeginn auch befindet, auch zu scheinen mag, selbstverständlich kann er sich kurzerhand aus den Griffen seiner Peiniger befreien, und parallel die wichtigsten Elemente der Spielmechanik in kurzen Mini-Tutorials erlernen. Der Einstieg in die Geschichte von Far Cry 3 könnte klischeehafter nicht sein, und auch im weiteren Spielverlauf gewinnt die Story keinen Innovationspreis, ihrem Spannungsbogen verleihen diese Merkmale jedoch keinen Abbruch, im Gegenteil. Far Cry 3 setzt auf einfache Handlungsstränge, die ohne Schwierigkeiten nachzuvollziehen sind. Seine Freunde retten, Rache üben und gleichzeitig den einheimischen Inselbewohnern im Kampf gegen die böse Bande unter die Arme greifen. Es hat mehrere Gründe, warum dieses simple Schema so gut aufgeht.

Zunächst einmal bieten die handelnden Charaktere ein hohes Identifikationspotential. Das beginnt beim über sich hinauswachsenden Hauptprotagonisten, der sich nach und nach vom braungebrannten Sunnyboy zur kompromisslosen Kriegsmaschine entwickelt, die sich nicht hinter einem John Rambo zu verstecken braucht, geht über den coolen Rebellenanführer, den man schon aus diversen Hollywoodstreifen kennt, und hört auf beim schleimigen Gegenspieler Hoyt Volker, der menschenverachtender nicht auftreten könnte und somit unverkennbare Rolle des obersten Bösewichts einnimmt. In diesem Zusammenhang beeindruckt es, wie viel Liebe zum Detail dem Charakterdesign gewidmet wurde. Während euch eure Mitstreiter und Freunde schnell ans Herz wachsen, steigen Wut und Hass auf eure Feinde deren nicht stoppen wollender Abscheulichkeit.

Besonders emotional geht es in den filmreifen Cut-Scenes zur Sache. Hin und wieder wirkt die Inszenierung von Gefühlen zwar etwas aufgesetzt, da Far Cry 3 aber in so ziemlich jeder Hinsicht durch ständige Überzeichnung glänz, stört dies nicht weiter. Echte Gänsehautmomente bleiben somit zwar eine Seltenheit, wer auf coole Sprüche und Popcorn-Kino steht, dürfte sich von der Story des Spiels aber bestens unterhalten fühlen. Das liegt auch an den vielseitigen Story-Missionen. Mal gilt es aus einem brennenden Haus zu fliehen und dabei seine Kletterkünste unter Beweis zu stellen, ein anderes Mal müsst ihr ein Gefängnis infiltrieren. Auch das hat man zwar irgendwann schon mal woanders gesehen, selten aber alles zusammen in einem Spiel!


21.11.2012 : Michael Keultjes