News: Uwe Boll im Interview

Gute Regisseure aus Deutschland sind keine Seltenheit - Wolfgang Petersen,Werner Herzog und Rainer Werner Fassbinder sind nur einige davon. Uwe Boll wird wohl nie dazu gehören. Nach mehreren unglücklichen Filmumsetzung versucht sich Boll nun an dem kontroversen Videospiel Postal. Wie man aus der abgedrehten Geschichte des Spiels einen halbwegs ansehnlichen Film machen will, ist jedoch fraglich. In einem Interview mit den Kollegen von Moviegod.de stellte sich Boll den folgenden Fragen:

Ein Film, der bereits im Vorfeld einiges an Erregung ausgelöst hat, ist die Verfilmung des nicht weniger umstrittenen PC-Spiels Postal, in dem ein Mann durch eine Stadt geht, Menschen erschießt und dabei auch mal eine lebendige Katze als Schalldämpfer benutzt.

Uwe Boll: Der Film Postal, zu dem ich selbst das Drehbuch geschrieben habe, ist sehr frei an das Spiel angelehnt. Dies auch deshalb, da ich bei früheren Projekten mit den Büchern nicht zufrieden war. Ich wollte nicht wieder dasselbe erleben, wie bei House of the Dead und Alone in the Dark, wo ich mit halbgaren Drehbüchern und halbgaren Darstellern arbeiten musste. Ich möchte meine Stoffe selber entwickeln, selber ausarbeiten und genau das habe ich bei Seed und Postal gemacht, und ich glaube die sind beide sehr gut geworden.

Was versteckt sich nun hinter diesen beiden Werken?

Uwe Boll: Seed ist ein sehr konsequenter und harter Horrorfilm, während Postal sehr kontrovers ist, da er genau das macht, was viele Filme heutzutage gerne machen würden. Den Irakkrieg, Osama bin Laden sowie den 11. September durch den Kakao zu ziehen. Dies aber basierend auf dem Spiel, in dem der Postal-Dude im Trailerpark mit seiner fetten Frau lebt und in eine weltpolitische Situation hineingezogen wird, für die er nichts kann. Die Taliban wollen etwas von ihm, es gibt eine sektiererische Gruppe und wir haben ein George-Bush-Double das von anderen gesteuert wird.

Postal soll ihrem Bestreben nach ein politischer Kommentar sein?

Uwe Boll: Auf jeden Fall. Ich bot das Drehbuch allen Agencies in den USA an, doch die lehnten es komplett ab, und daran sieht man auch die amerikanische Mentalität. Die machen zwar gerne Witze über George W. Bush, aber wenn es dann wirklich ans Eingemachte geht, dann rudern sie alle zurück. Wenn du wirklich deine Meinung vertrittst - dass der Irakkrieg ein furchtbarer Akt von einigen Lobbyisten war, die sich dort jetzt das Öl unter den Nagel reißen - dann hast du plötzlich keine Freunde mehr.

Der Beginn zum Beispiel: Postal beginnt bei uns am 11. September 2001, im Cockpit eines der beiden Flugzeuge, die ins World Trade Center flogen. Kurz vor dem Einschlag beginnen die beiden Terroristen darüber zu diskutieren, wie viele Jungfrauen sie im Paradies erwarten werden. Der eine meint es seien 100 und der andere es seien 10, was für die Ewigkeit jetzt nicht viel ist. Daraufhin rufen sie Osama bin Laden an, den sie zur Rede stellen - der gerade in Kentucky weilt – und bin Laden meint wieder es sind 20. Darüber sind die Terroristen natürlich nicht erfreut und wollen mit dem Flugzeug auf die Bahamas fliegen, doch was passiert: die Passagiere stürzen ins Cockpit und wollen die Terroristen überwältigen und dabei kracht das Flugzeug in einen der beiden Tower des World Trade Center.


Gab es Probleme das Nachrichtenmaterial vom 11. September zu verwenden?

Uwe Boll: Die Anschläge werden bei uns über einen CGI-Effekt passieren, da uns kein Nachrichtensender das Originalmaterial zur Verfügung stellen wollte. Ich spiele auch eine kleine Rolle und zwar mich selbst in bayrischer Tracht und behaupte im Film, dass ich meine Projekte mit Nazigold finanziere. Ich geh noch weiter und verbreite, mein Vater habe in Auschwitz eigenhändig die Goldzähne herausgezogen. Ein Gag der komplett jüdisch ist.


Die Verbindung der Anschläge vom 11. September mit einer brutalen Computerspielverfilmung schreit geradezu nach einer Kontroverse.

Uwe Boll: Davon bin ich überzeugt. Nach den ersten fünf Minuten fällt da in den USA bereits der Vorhang. Dieser Film wird in den USA niemals eine Verleihfirma finden. Dabei will jeder ihn sehen! Denn mir geht es bei diesem Film um viel mehr, als die Leute heute erkennen. Es geht um die Freiheit zu reden und zu denken. Wir können und dürfen uns nicht von Selbstzensur fertig machen lassen und dabei das Recht verwirken, im eigenen Land Witze über Religion oder Moslems zu machen.

Der Witz, sie würden ihre Filme mit Nazigold finanziert, klingt sehr gewagt.

Uwe Boll: Bezüglich dieses Judengags, den ich im Film mache: In Hollywood herrscht ja ein Rassismus in die andere Richtung. Wie lange sollen wir uns denn immer noch als Täter fühlen? Ich habe mit Hitler genauso wenig zu tun wie der Rabbi von Jerusalem. Wenn also die Juden über alles Witze machen dürfen und dabei die Entertainment-Industrie beherrschen, dann muss es auch erlaubt sein, dass ich Witze über Osama bin Laden oder über Juden mache. Es muss einfach möglich sein, dass ein Deutscher solche Gags macht, ohne auf dem Index zu landen. Die Amerikaner glauben ja ohnehin, sie hätten bereits die kontroversen Filme gedreht, dabei trauen sie sich nicht mal unter die Oberfläche.

Um Postal so zu drehen wie ich wollte, war es dann natürlich auch von Vorteil, dass ich kein Mitglied des Establishments bin. Ich krieche weder den deutschen Produzenten in den Arsch, noch schleime ich mich bei den Amerikanern ein, was mir zwar viele Feinde und böse Kritik einbrachte, doch andererseits respektieren mich sehr viele Menschen, weil die sagen, der Boll ist der einzige, der es wirklich konsequent durchzieht.


Autor: Patrick Dorner
21.02.2007 : Stefan Grund