Alpha Protocol: Interview: Schwule Liebe und Demopläne

Nathan Davis von Obsidian Entertainment ließ sich durch nichts aus der Ruhe bringen. Gekonnt schleichte er als Mike Thornton im Spionage-Rollenspiel Alpha Protocol an seinen Gegnern vorbei, schaltet sie lautlos aus und ganz nebenbei erklärt er uns alles Wichtige zum Spiel und zur Story. Nach der einstündigen Präsentation in den Räumen von SEGA Deutschland in München trafen wir den sympathischen Entwickler noch zum Interview, bei dem wir ihm einige interessante Antworten entlocken konnten.

XboxFront: Hallo Nathan. Erzähl uns doch bitte etwas über die Story von Alpha Protocol.

Nathan Davis: Klar. Der Held von Alpha Protocol hört auf den Namen Mike Thornton und er ist ein CIA-Agent. Zu Beginn der Story misslingt Mike ein Auftrag und er wird nun von seinen früheren Kollegen gejagt. Schnell merkt er, dass hinter der ganzen Sache mehr steckt und er beginnt auf eigene Faust gegen die Hintermänner zu ermitteln und sich für den Verrat zu rächen.

XboxFront: Handelt die Geschichte also von Rache?

Nathan: Die Geschichte kann sich in diese Richtung entwickeln. Es kommt darauf an, wie du dich verhältst.

XboxFront: Kann man also auch einen richtigen Fiesling spielen?

Nathan: Wenn du das willst, warum nicht. In unserem Spiel wird es kein Moralsystem oder ähnliches geben. Das Spiel schreibt dir nicht vor, wie du die Missionen angehst und dich gegenüber deinen Mitmenschen verhältst. Es gibt keinen richtigen oder falschen Weg. Du spielst Alpha Protocol nach deinen Vorstellungen. Die Konsequenzen daraus musst jedoch du tragen.

XboxFront: Wo kann man denn seine guten oder bösen Eigenschaften ausleben?

Nathan: Die Schauplätze sind Taipeh (Taiwan), Rom, Moskau, Saudi Arabien. Man kommt ziemlich rum.

XboxFront: Du hast mir bei der Präsentation erzählt, dass Alpha Protocol ein Rollenspiel mit Action-Elementen ist. Kann man das Spiel wie einen klassischen 3rd-Person-Shooter spielen?

Nathan: Alpha Protocol ist eine Mixtur aus beiden Elementen. Jedoch überwiegt der Rollenspiel-Aspekt. Man kann natürlich das Spiel angehen, ohne seinen Charakter jemals „aufgelevelt“ zu haben. Aber das wird keinen Spaß machen. Unser Ziel ist es, beide Elemente so gut es geht aufeinander abzustimmen.

XboxFront: Könnte man das Spiel spielen, ohne einen Menschen zu töten?

Nathan: (denkt kurz nach) Es wäre theoretisch machbar. Zum Beispiel könnte man nur Betäubungsmunition abfeuern und seinen Gegnern aus dem Weg gehen. (lacht) Dieser Weg wäre aber sehr aufwendig.

XboxFront: Kommen wir zum Dialogsystem, was unterscheidet es von denen anderer Spiele?

Nathan: Es läuft in Echtzeit ab. Man kann zwischen bis zu vier emotionalen Antworten wählen. Wir haben uns gegen die üblichen Antwortmöglichkeiten entschieden, um den Dialogen eine Eigendynamik zu verleihen.

XboxFront: Habt ihr einige bekannte Schauspieler für die Synchronstimmen engagiert?

Nathan: Nein, eigentlich nicht. Eher unbekannte Schauspieler, die jedoch über starke Stimmen verfügen. (lacht) Wir haben leider nicht die Stimme von Jean-Luc Picard bekommen. Übrigens, in der deutschen Version wird es zwar keine deutsche Sprachausgabe geben, dafür werden alle Texte übersetzt.

XboxFront: Noch eine Frage zu den Dialogen. Du hast mir erzählt, dass man durch geschickte Antworten eine Frau verführen kann. Funktioniert das auch mit Männern?

Nathan: (lacht) Nein, das geht nicht. Wir haben uns an den klassischen Klischees von Agentenfilmen orientiert und da gibt es nun mal keine schwulen Beziehungen. Wir haben uns auf starke Frauenrollen spezialisiert.

XboxFront: Was waren denn eure Einflüsse für das Spiel?

Nathan: Natürlich Agentenfilme wie die mit James Bond. Aber auch die Bourne-Reihe hatte einen großen Einfluss auf uns. Auch Jack Bauer aus der Serie „24“ hat uns stark beeinflusst. Unser Credo war, alles so realistisch wie möglich zu gestalten, aber auch einen Schritt weiter zu gehen. Abschließend kann ich noch sagen, dass uns der Film „Syriana“ sehr gut gefallen hat und das merkt man dem Spiel an einigen Stellen auch an.

XboxFront: Was ist eigentlich das coolste Feature in Alpha Protocol?

Nathan: Ich würde sagen es sind zwei Dinge, die mir persönlich sehr gut gefallen. Zum Einen ist es die Interaktion mit der Umwelt und natürlich mit den verschiedenen Charakteren.Dann natürlich die vielen Optionen, die sich aus dem Rollenspiel-Part ergeben. Man hat so viele Möglichkeiten, seinen Charakter nach seinen eigenen Vorstellungen zu erstellen. Wie gesagt, es ist dir überlassen, wie sich dein Charakter entwickeln soll.

XboxFront: Wie lange wird es dauern, Alpha Protocol durchzuspielen?

Nathan: Ungefähr 25-30 Stunden. Wenn man nur die Hauptquests übernimmt, ist das Spiel natürlich etwas kürzer. So zirka 20 Stunden.

XboxFront: Wird es alternative Enden geben?

Nathan: Ja, es wird mehrere Enden geben. Dein ganz persönliches Ende hängt davon ab, welche Gegner du „aus dem Weg geräumt“ hast usw.

XboxFront: Wird es vorab eine Demo geben?

Nathan: Nein, es wird keine Demo geben. Das würde bei einem Rollenspiel in dieser Größenordnung auch wenig Sinn machen.

XboxFront: Alpha Protocol soll im Oktober erscheinen. Werdet ihr den Termin einhalten können?

Nathan: Ja, mit Sicherheit. Das Spiel ist schon fast fertig und wir kümmern uns gerade nur noch um das Feintuning.

XboxFront: Ok, letzte Frage: Warum ist Alpha Protocol besser als Fallout 3 und Mass Effect 2?

Nathan: (lacht) Die Frage musste ja kommen. Weißt du, Alpha Protocol ist anders als die genannten Spiele. Ich glaube, alle Elemente, also Story und unser besonderes Gameplay, werden dich und die Spieler begeistern. Mehr will ich dazu nicht sagen (grinst)

XboxFront: Nathan, vielen Dank für das Gespräch.
16.07.2009 : Stefan Grund