Test: Vampyr

Mit Vampyr liefern die Entwickler von Life is Strange ein Spiel ab, welches euch die Rolle eines zwiegespaltenen Blutsaugers übernehmen läßt. Gewissenbisse und andere Umstände machen euch jedoch das (untote) Leben schwer. Ob der Titel den nötigen Biss besitzt oder man ihn besser scheuen sollte so wie Dracula das Weihwasser erläutern wir euch in unserem Test.
Blutsauger wider Willen
Als Dr. Jonathan Reid wacht man in einem Massengrab umringt von Leichen auf. Was ist passiert? Wie kommt man in diese mißliche Lage und warum hat man plötzlich so unstillbaren Durst? Zumindest letzteres wird gleich nach der ersten „Bloody Mary“ aufgelöst, was jedoch für einen euch sehr nahestehenden Verwandten nicht allzugut ausgehen wird.

Beseelt mit dem Wunsch nach Rache und willens Antworten auf diesen Alptraum zu finden, macht ihr euch in der ca. 20 bis 25 Stunden langen Geschichte auf, und durchstreift das London der 1918er Jahre.

Bewaffnet bis(s) an die Zähne
Im Laufe dieser Reise begegnet ihr jedoch vielen Widersachern (Vampirjäger, Verbrecher und sogar andere Fabelwesen) welchen ihr aber zum Glück nicht nur mit euren Reißzähnen allein gegenüberstehen müsst. Waffen wie zb. Sensen, Keulen oder aber auch Fernkampfwaffen (Pistolen, Schrotflinten) stehen euch zur Verfügung und können mit eingesammelten Items auch entsprechend aufgewertet werden.

(Stichwort: mehr Schaden, grössere Reichweite etc.) Es gibt auch zweihändige Waffen, mit denen sich gegnerische Angriffe parieren lassen und ihr dann wiederum zum Gegenangriff mittels eines sogenannten Blutsaugerbisses ansetzen könnt. Mittels dieser Bisse wird eure Blutleiste aufgeladen, welche interessante Spezialfähigkeiten entfesseln kann.

Dunkle Mächte
Als Vampir verfügt man natürlich auch über mächtige Spezialfähigkeiten, welche man gegen vorher verdiente Erfahrungspunkte kaufen und im Laufe des Spiels auch aufleveln kann. Neben den genretypischen Geschichten wie zum Beispiel längere Ausdauer kommen aber auch spezielle Skills zum Einsatz.

Magische Klauen welche Feinde regelrecht zerfetzen oder ein Blutspeer mit dessen Hilfe man böse Buben aufspießen kann, sind nur zwei davon. Die Mischung aus Fern- und Meleewaffen gepaart mit den Spezialfähigkeiten machen die Kämpfe zu teils anspruchsvollen Auseinandersetzungen, vor allem wegen der öfters störrische Kamera und des etwas träge reagierenden Mr. Reid.

Speziell bei Kämpfen mit mehreren Gegnern kann dies zu einigen Frustmomenten führen. Leider kann man im Menü keine Einstellungen bezüglich Kamerasensibilität vornehmen.

Leben oder Sterben?
Wer jetzt glaubt, dass Vampyr hauptsächlich aus Kämpfen besteht, der irrt. Es wird auch viel gequatscht, und zwar teilweise sehr viel! Mitunter ziehen sich manche Gespräche auch schon etwas zu lange hin. Sie befragen NPC`s, entlocken ihnen Hinweise und Informationen und erledigen Nebenmissionen für sie.

Wenn gewünscht werden einzelne Bürger samt ihren Beziehungsverflechtungen inklusive Gesundheitszustand im Menü angezeigt. Dies ermöglicht es Dr. Reid ein heilendes Gegenmittel herzustellen, welches die Leiden der Leute lindert bzw. diese heilt. Wer sich nun fragt warum man als scheinbar übermächtiger Vampir Menschen heilen muss, dem sei gesagt dass diese Komponente im Spiel sehr wichtig ist.

Verschlechtert sich nämlich der Zustand der Bürger bzw. der Zustand eines Stadtviertels sehr, so kann es passieren dass alle Menschen dort sterben. Diese sind dann unwiederbringlich tot und so gehen dann einerseits jede Menge Erfahrungspunkte flöten (diese erhält man indem man Menschen aussaugt) und andererseits womöglich auch bestimmte Quests. (manche hängen nämlich direkt mit bestimmten NPC`s zusammen, sind diese tot so können die Aufgaben nicht mehr gespielt werden und Storystränge können sich ändern) Je mehr man über bestimmte Bewohner herausfindet desto mehr Erfahrungspunkte erhält man.

Will man diese Punkte für sich nutzen (und das muss man wenn man seine Fähigkeiten aufleveln möchte) so muss der gute Doktor das Blut dieser Menschen trinken. Ihr entscheidet quasi über Leben und Tod: Aussaugen und dadurch massig EP erhalten oder doch lieber als „menschenfreundlicher“ Vampir agieren, was das Spiel an sich aber schwieriger macht da ihr dann über weitaus weniger geskillte Fähigkeiten besitzt. Die Wahl liegt bei euch!

London Calling
Als Dr. Reid ist man in vier weitgehend frei erkundbaren Stadtteilen der Metropole unterwegs. Unter anderem spielt das Ganze in einem Krankenhaus, in den Docks von London und auf einem Friedhof. Leider sind die Ladezeiten, wenn man zB stirbt oder man ein Gebäude oder einen neuen Bezirk betritt, äußerst lange.

Hoffentlich wird da noch mittels eines Patchs nachgeholfen! Da man als Vampir leicht allergisch auf Licht reagiert ist man eigentlich die ganze Zeit über nachts unterwegs. Die Umgebungen der Unreal 4 Engine sind daher teilweise entsprechend dunkel aber dennoch stimmig umgesetzt.

Da aufgrund einer Krankheit die meisten Bewohner zu Hause bleiben, wirken manche Gassen menschenleer und auch die Animationen der Gesichter bzw. Körper wirken hölzern und etwas emotionslos. Es fallen auch immer wieder Bildschirmruckler auf, welche das Ganze zwar nicht unspielbar machen aber dennoch stören können.

An diesen Stellen schimmert immer wieder durch, dass es sich nicht um einen AAA-Titel handelt. Die Gesamtstimmung geht aber in Ordnung. Audiomässig bietet der Titel von Dontnod teils schön schaurige Melodien welche die Vampirhaz gut untermalen und auch mitunter für extra Spannung sorgen. Eine deutsche Sprachausgabe fehlt, Untertitel in Deutsch sind jedoch vorhanden.

12.06.2018 : XboxFront