Test: Tomb Raider: Definitive Edition

Als Eidos Interactive im Jahr 1996 den Core Design-Titel Tomb Raider auf den Markt brachte, ahnten vermutlich nur die allerwenigsten, dass der Weg für eine Videospielreihe geebnet war, die noch mehr als 15 Jahre später im Rampenlicht der Spielebranche stehen und sogar mehrere Hollywood-Produktionen zu verantworten haben sollte. Im neuesten Teil der Reihe gehen die Entwickler nun zu den Anfängen der Lara Croft zurück, der sexy Archäologin, die als als eine der faszinierendsten Videospiel-Heldinnen überhaupt Geschichte schrieb und schreiben wird.

Hinweis: Tomb Raider: Definitive Edition ist inhaltlich gesehen eine 1:1-Umsetzung des im vergangenen Jahr für Xbox 360, PS3 und PC erschienenen Tomb Raider-Spiels, das technisch für die NextGen-Konsolen "aufgemotz" wurde. Informationen dazu findet ihr ab Seite 4.
Kleinere Hupen, mehr Gefühl
Zugegeben: Die Idee eine Vorgeschichte zu einer erfolgreichen Videospielserie zu erzählen ist nicht neu und hat sicherlich keinen Innovationspreis verdient. Angesichts der langen, beispiellosen und phasenweise sicherlich auch durchwachsenen Vergangenheit der Tomb Raider-Reihe, halten wir den Zeitpunkt für diesen Schritt aber für durchaus legitim. Die Hintergrundstory des neuen Tomb Raiders beschäftigt sich also mit der 21-jährigen Studentin Lara Croft, die vor ihrem allerersten Abenteuer steht und sich gemeinsam mit einer bunt zusammengewürfelten Crew auf dem Forschungsschiff Endurance auf dem Weg zum so genannten Drachen-Dreieck befindet. Wie es das Schicksal der jungen Dame so will, sorgt schließlich ein fürchterlicher Sturm dafür, dass die Endurance untergeht. Zwar kann sich die Gruppe auf eine mysteriöse Insel retten, wird in all dem Chaos jedoch von Lara getrennt. Die ist also erstmal auf sich allein gestellt und wird obendrein noch von einem unbekannten Inselbewohner bewusstlos geschlagen und in eine Höhle verschleppt.



Ab dieser Stelle entwickelt sich die Story des neuen Tomb Raiders zu einem actiongeladenen Survival-Thriller mit stimmungsvollen Mystery-Elementen und einer ganzen Menge Herz. Letzteres verdankt das Spiel insbesondere der fantastisch ausgearbeiteten Hauptprotagonistin. Zwar werden sich Fans der Serie damit anfreunden müssen, dass Lara die ein oder andere Körbchengröße verloren hat, im Gegenzug aber sicherlich darüber freuen, dass man der unerfahrenen Heldin ihre aussichtslose Lage von der ersten Spielminute an abkauft. Selten haben wir uns derart eng mit einem Videospielcharakter verbunden gefühlt. Die zahlreichen Rückschläge, die Lara im Laufe des Abenteuers erleidet werden glaubwürdig inszeniert, während Laras Reaktionen niemals aufgesetzt wirken. Kaum ein anderer Titel der aktuellen Konsolengeneration erreicht in diesem Zusammenhang dieses Niveau. Lara setzt einen neuen Maßstab in Sachen Charakterdarstellung.

Im Vergleich dazu fällt das Niveau des gesamten Storytelling etwas herab. Die Geschichte wird zum einen mit kurzen Ingame-Sequenzen vorangetrieben, bei denen es sich in aller Regel um Dialoge mit Überlebenden der Gruppe handelt, zum anderen wirft Lara in regelmäßigen Abständen einen Blick in eine Kamera, mit der an Bord der Endurance Videotagebuch geführt wurde. Die Videoschnipsel bieten zwar interessante Perspektiven auf die Geschehnisse vor dem Schiffsbruch, bleiben inhaltlich aber leider etwas zu flach, um einen essentiellen Beitrag zur Geschichte zu geben. Wesentlich mehr Spannung und eine packendere Inszenierung wird hingegen spielerisch geboten.

26.01.2014 : Matthias Brems