Test: Mittelerde: Mordors Schatten

Zu wenig los in Mittelerde
Viel Potential, das Tolkiens Universum zweifellos in sich birgt, hat Entwicklerstudio Monolith auch bei der Gestaltung der Spielwelt verschenkt. Rein optisch erinnern die zwei großen Regionen des Spiels mit ihren Ruinen, weitläufigen Ebenen und düsteren Ork-Stellungen zwar an ihre Vorbilder aus Büchern und Filmen, allerdings fehlt es den Schauplätzen an liebevollen Details, Lebendigkeit und Abwechslung. Abgesehen von Scharen von Orks, die sich in vielen kleinen Camps und einer Hand voll größerer Festungen auf der Karte herumtreiben, gibt es nicht viel zu entdecken. Zwar lassen sich zahlreiche Pflanzen und Kräuter einsammeln oder seltene Artefakte finden, entdeckungswürdige Höhlensysteme, verstreute Dörfer oder gar belebte Städte lassen sich jedoch an einer Hand abzählen oder existieren erst gar nicht. Das ist schade, denn so wirkt Mittelerde in Mordors Schatten vielerorts austauschbar und eintönig.

Große Stärken besitzt das Spiel dagegen in seiner Spielmechanik. Diese kommt zwar wenig innovativ daher, verzichtet also zumeist auf gewagte Experimente und orientiert sich fast schon akribisch an Titeln wie Ubisofts Assassin´s Creed oder der Arkham-Reihe von Warner, doch funktioniert sie. So erklimmt Talion das schwarze Tor von Mordor in der gleichen akrobatischen Perfektion, wie Ezio Auditore den Markusturm in Venedig, und schnetzelt sich genauso geschickt durch jedes noch so große Ork-Heer Saurons, wie es Bruce Wayne mit den Schergen des Jokers zu tun pflegt. Dank ausgezeichneter Steuerung und dezenten Feintunings fühlen sich die Aktionen von Talion stellenweise sogar noch besser an, als in den genannten Vorbildern. Beispielsweise wirkt der Übergang von Kletter- und Geschicklichkeitseinlagen zu lautlosen Stealth-Kills noch eleganter, als in Assassin’s Creed. Und trotz der fehlenden Gadgets eines Batmans, sind die Kämpfe gegen Orks, Caragore und andere unliebsame Geschöpfe des Tolkien-Universums unglaublich kurzweilig, motivierend und fordernd.



Während Talion bei Klettereinlagen größtenteils autonom agiert, beansprucht das Kampfsystem von Mordors Schatten gutes Timing. Wenn ihr eure Gegner nicht grade unbemerkt durch einen Schleichangriff aus dem Weg räumt, nehmt ihr sie mittels spektakulärer Schlagabfolgen auseinander. Um selbst nicht getroffen zu werden müssen feindliche Angriffe gekontert werden. Wer seine Deckung vernachlässigt, segnet innerhalb kürzester Zeit das Zeitliche. Bei einzelnen Gegnern kann simples Button-Mashing zwar durchaus zum Erfolg führen. Da ihr in der Regel aber gegen mehrere Kontrahenten, gerne auch im zweistelligen Bereich, antretet, stellen euch die Gefechte aber regelmäßig auf die Probe.

09.10.2014 : Michael Keultjes