Test: Valiant Hearts: The Great War

Mit Valiant Hearts: The Great War ist heute ein außergewöhnliches Spiel von Ubisoft im Xbox Store erschienen. Das Puzzle-Adventure lässt einen die Stimmung aus einer der schlimmsten Zeitepochen nachempfinden, nämlich die des Ersten Weltkriegs. Doch wer jetzt denkt es geht dementsprechend brutal zur Sache, der irrt gewaltig, denn Gewalt steht hier im Hintergrund, dafür sorgt nicht zuletzt die Comic-Grafik. Viel mehr kommt man sich oft vor wie in einem spielerischen Geschichtskurs. Ob Valiant Hearts: The Great War die Prüfung besteht oder gnadenlos durchgefallen ist, erfahrt ihr hier in unserem FRONT-Test.
Drama, Komödie oder doch Geschichtsbuch?
Der Erste Weltkrieg ist, ohne Frage, für die Menschheit eine der schlimmsten Zeiten gewesen. Viele schreckliche Schicksale spielten sich in dieser Zeit zwischen 1914 und 1918 ab. Ubisoft lässt uns in Valiant Hearts: The Great War vier solcher Einzelschicksale in Form verschiedener Charaktere nachspielen. Da wäre zum einen Karl, Ehemann von Marie und Vater seines Sohnes Victor, der Deutscher ist, aber mit seiner Familie in Frankreich lebt. Emile wiederum, zweiter spielbarer Charakter, ist sein französischer Schwiegervater. Als Deutschland Anfang August 1914 Frankreich den Krieg erklärt, werden die beiden jeweils von ihren Armeen einberufen und somit zumindest auf dem Papier zu Gegnern. Das klingt zunächst einmal recht filmmäßig aufgezogen und ähnlich kurios stoßen später der amerikanische Fremdenlegionär Freddie und die belgische Medizinstudentin Anna dazu. Jeder spielt dabei sein eigenes Schicksal nach (z.B. möchte Karl schnellstens wieder zu seiner Familie nach Frankreich, Anna sucht ihren verschwundenen Vater), im Spiel selber werden diese aber mit der Zeit zusammengeführt. Das ist für die rund 6-8 Stunden lange Geschichte auch bedeutungsvoll, denn jeder der vier Mitstreiter besitzt verschiedene Fähigkeiten, welche man zum Fortschreiten der insgesamt vier Kapitel benötigt. Tatkräftig unterstützt werden die Vier dabei vom deutschen Versorgungshund Walt.



Die Geschichte klingt auch im weiteren Verlauf nicht immer ganz logisch, aber ob sie das überhaupt sein soll, ist die andere Frage. Denn der wirklich tolle Comiclook und die immer wieder humorvoll in Szene gesetzten Passagen unterstreichen den besonderen Mix aus trister Weltkriegsstimmung und Komödie. Außerdem wird im Spiel selber nicht gesprochen, sondern mit Gesten und Gedankenblasen gearbeitet. Lediglich ein Sprecher erzählt zwischen den einzelnen Levels den Verlauf der Geschichte. Was jedoch realitätsnah umgesetzt worden ist, sind die verschiedenen Kriegsschauplätze. Wer sich ein wenig mit dem Ersten Weltkrieg auskennt, wird immer wieder bekannte Szenarien von alleine wiedererkennen. Doch auch alle anderen werden vom Spiel bestens aufgeklärt, denn neben rund 150 Sammelobjekten aus der damaligen Zeit, werden sowohl die geschichtlichen Ereignisse erläutert, als auch Bildmaterial gezeigt. Hierfür arbeitet Ubisoft mit zwei Geschichtsverlagen zusammen. Klasse!
Auch die Musik ist toll gewählt und umgesetzt worden. Lesen wir gerade knallharte Fakten aus dem Ersten Weltkrieg, läuft im Hintergrund eine bedrückende Klaviermelodie. In einer actionlastigeren Szene im Spiel dagegen Mozart's 40. Sinfonie. Und immer wieder erkennt man bekannte klassische Stücke im Spiel wieder. Toll!

25.06.2014 : Sascha Sommer