Test: Gears Of War: Judgment

Gears of War: Judgment, der Name, bei dem Gears-Fans erstarren, nur um dann direkt in eine Argumentationsorgie zu verfallen, warum der neuste Ableger der erfolgreichen Shooter-Serie denn erst gar nicht gut sein KANN. Nun die Angstder Fans war wohl insofern durchaus berechtigt, da Epic Games einerseits wirklich sehr viel an grundlegenden Spielmechaniken geschraubt und gleichzeitig nur sehr bruchstückhaft darüber berichtet hatte. Haben sich die Befürchtungen der Fans also bewahrheitet und uns steht mit Judgment ein casualisiertes „Gears of Duty“ ins Haus, oder bleibt sich die Serie treu und Gnasher-Artisten und Wallbounce-Spezialisten können aufatmen?
Wenn das Böse sein Gesicht nicht zeigt...
Gears of War: Judgment spielt zeitlich 15 Jahre vor den Ereignissen des ersten Teils und ist damit ganz offiziell das erste Prequel der Serie. Der erste Ansturm der Locust auf die Oberfläche Seras ist erst wenige Wochen her und der Planet versinkt langsam aber sicher im Chaos. Mittendrin einige alte Bekannte – Lt. Damon Baird und sein Kompagnon Augustus „The Coletrain“ Cole – aber auch neue Gesichter, wie Sofia Hendrik, eine Onyx-Guard-Anwärterin und Garron Paduk, ein UIR-Flüchtling. Die vier stehen gemeinsam vor einem Kriegstribunal, geleitet von Offizier Ezra Loomis, da sie Befehle verweigert und eine Leichtmassenbombe unerlaubt zweckentfremdet haben. Ihr spielt nun die Aussagen der Mitglieder des Kilosquads und erfahrt Stück für Stück, warum sie diese Entscheidungen getroffen haben, bis ihr schließlich in der Gegenwart angelangt.

Euer Gegenspieler ist dabei Locust-General Karn, der auf einem riesigen Shibboleth reitet und leider bei all seiner scheinbaren Bedrohlichkeit die Achilles-Ferse der Story darstellt. Denn Karn zeigt sich nur in einigen wenigen Zwischensequenzen, um dort etwas Kauderwelsch abzusondern und verschwindet dann bereits wieder. Damit bleibt er über den gesamten Storyverlauf der blasseste Antagonist der Serie und kann es zu keiner Zeit mit Schwergewichten wie Raam, Skorge oder Myrrah aufnehmen. So wird trotz der tollen Präsentation der Story sehr viel Erzähl-potential verschenkt, weshalb die Geschichte leider das Schlusslicht der bisherigen Teile bildet und zu keinem Zeitpunkt in der Lage ist wirklich epische Momente zu schaffen.



Spielerisch gibt es allerdings kaum etwas zu meckern. Alles spielt sich angenehm flüssig, die Steuerung geht wie immer sehr gut von der Hand und der Coop-Modus rockt wie eh und je. Zusätzlich verleihen die neuen Declassified-Missionen und Spielabschnitte, die an den Horde-Modus vergangener Teile erinnern dem Spiel etwas mehr Tiefgang und erhöhen den Wiederspielwert enorm. Hat man genug der deklassifizierten Missionen geschafft, schaltet man außerdem eine Minikapagne namens „Nachspiel“ frei. Hier erfahrt ihr, was Cole und Baird gemacht haben, während Marcus und Dom zum Ende von Gears of War 3 in Azura Königin Myrrha bekämpft haben.
Trotz zweier Kampagnen ist die Spielzeit im Vergleich zum Vorgänger allerdings etwas geringer ausgefallen.

Insgesamt benötigt man etwa sieben bis neun Stunden für einen Durchgang auf dem mittleren Schwierigkeitsgrad. Fans des Schwierigkeitsgrades Wahnsinn können diese Zahl im Geiste aber locker verdreifachen, denn dieser ist nochmal ein ganzes Stück knackiger ausgefallen und ihr werdet den roten Todes-Bildschirm vermutlich öfter sehen als euch lieb ist.
Das im Vorfeld so lautstark angepriesene „Smart-Spawn“-System ist im Übrigen nicht viel mehr als ein nettes Gimmick. Die Auswirkungen spürt man in der Regel kaum, stattdessen sorgt es in sehr seltenen Fällen sogar dafür, dass K.I.-Schergen in der Gegend herumstehen und sich ihrer eigentlichen Funktion, nämlich dem Spieler das Leben schwer zu machen, nicht mehr so ganz bewusst sind – Schade, da hatten wir uns definitiv mehr erhofft!

18.03.2013 : Theo Salzmann