Test: Halo REACH

Öfter mal was Neues
Was Halo REACH ebenso auszeichnet sind seine sich ständig ändernden Szenerien. Von der Wildnis über ein Flussbett in verschneite Berglandschaften. Dann ein Abstecher nach New Alexandria, das stark an New Mombasa aus Halo 3: ODST erinnert, jedoch weniger steril und düster wirkt. Weiter geht es in einem Nachtclub, dessen Beleuchtung von Mass Effects Omega-Station inspiriert zu sein scheint, einem Alien-Stützpunkt oder gar im Weltall – inklusive gedämpftem Ton und deutlich geringerer Schwerkraft.

Was hingegen beinahe alle Einsätze verbindet, sind die ständig aufkreuzenden Landungsschiffe der Allianz, die immer wieder neue Wellen an Widersachern absetzen. So hat man bisweilen den Eindruck, Bungie reihe einen „Firefight“ an den nächsten. Nur gut, dass diese Schlachten unterhaltsam bleiben und durch die serientypischen Fahrzeugsequenzen immer wieder aufgelockert werden. Ein besonderes Schmankerl sind diesmal vor allem die wirklich fantastischen Zwischensequenzen, die mit jedem einzelnen Frame „Bombast!“ zu rufen scheinen. Wir bekommen imposante Schlachten, bildschirmfüllende Raumgleiter und etliche Handkameraeinstellungen zu sehen, die uns ein unglaublich intensives Mittendrin-Gefühl vermitteln. Inszenatorisch gehört Halo REACH mit zum Besten was der Markt hergibt und lässt auch die Vorgänger locker hinter sich.

Vor allem der Soundtrack trägt erneut dazu bei, dass uns so manche Gänsehaut ereilt. Das ist zwar typisch Halo, doch kann man die Qualität, sowohl der stets passenden orchestralen Musik als auch der druckvollen Codierung der Waffengeräusche und Soundeffekte, nicht oft genug loben. Ein winziges Manko ist hingegen, dass auch in Sachen Grafik-Engine Alles beim Alten geblieben ist. Um eines klar zu stellen, Halo REACH sieht dank unzähliger Effekte, Explosionen, einer imposanten Weitsicht, fantastischen Spiegeleffekten und der schlicht unverwechselbaren, sehr stimmigen Spielwelt ganz ausgezeichnet aus. Nichtsdestotrotz merkt man der Engine ihr Alter an. So könnten beispielsweise die Charaktermodelle durchaus lebendiger sein und das durch leichte Ruckler spürbare Nachladen neuer Areale vermieden werden. Ebenso schleierhaft erscheint uns der etwas zu stark ausgeprägte Blur-Effekt in den Zwischensequenzen.

Das eindeutige Highlight der Neuerungen ist der Ausflug ins Weltall. In bester Tradition von Spielen wie Wing Commander oder Colony Wars manövrieren wir einen Raumgleiter, vollführen Ausweichmanöver und nutzen Laser wie zielsuchende Raketen zur Abwehr feindlicher Banshees. Die Steuerung ist tadelos und ebenso simpel und daher schnell erlernt wie man dies auch von den Fahrzeugen zu Land gewohnt ist. Das Beste ist jedoch, dass die Schlacht im All sich ganz wunderbar in die Geschichte einfügt und zu keiner Zeit aufgesetzt wirkt. Allein für die Startsequenz schon möchte man den Entwicklern Dank aussprechen. Dank für den wohligen Schauer, der einem den Rücken hinunter jagt. Kurz und knackig spielt sich das Weltraum-Intermezzo und ist eine willkommene Auflockerung des Spielgeschehens, bevor wir uns zurück am Boden wieder in die Schlachten stürzen.

Gutes Stichwort, denn nach Beendigung der Kampagne (den Abspann unbedingt zu Ende schauen!), die von der Spielzeit in etwa auf Niveau von Halo 3 sein dürfte, bietet Halo REACH noch unzählige weitere Möglichkeiten, sich im Kampf zu beweisen – im Multiplayer-Modus.

12.09.2010 : Benjamin Doum