Test: Grand Theft Auto IV

Für Spieler auf der ganzen Welt ist die Grand Theft Auto-Reihe von Rockstar der Inbegriff von spielerischer Freiheit. Egal ob GTA 3, Vice City oder der letzte Vertreter San Andreas, jedes mal schafften es die Entwickler, die Spieler an die Bildschirme zu fesseln. Die Konkurrenz hat bis jetzt vergeblich versucht, dieses unschlagbare Spielgefühl zu kopieren. Aber was ist das Geheimnis der kontroversen Serie? - Diese Frage lässt sich ganz einfach beantworten: Man nehme eine riesige, lebendige Stadt, die der Spieler mit unterschiedlichen Fahrzeugen befahren darf, füge eine harte Gangster-Geschichte hinzu und fertig ist das Meisterwerk.

Auch wenn GTA von Jugendschützern und selbsternannten Moralaposteln des Öfteren ins Visier genommen wurde, gab der Erfolg den Entwicklern doch immer Recht. Daher ist es nicht verwunderlich, dass die Spielgemeinde dem neusten Teil der Serie fieberhaft entgegensehnte. Nach einigen Verschiebungen ist GTA 4 nun endlich im Handel erhältlich und es stellt sich nun die spannende Frage, ob den Jungs und Mädels von Rockstar wieder ein Meisterwerk gelungen ist, oder ob die Erwartungen doch zu hoch waren:
Das Land der unbegrenzten (Verbrechens-) Möglichkeiten
Nico Bellic hat sich seine Ankunft in Liberty City ganz anders vorgestellt. Sein Cousin Roman hat ihm von Geld, Macht und Frauen erzählt, aber die Wirklichkeit sieht etwas anders aus. Angekommen in Romans „Villa“ muss Nico feststellen, dass der prahlerische Verwandte kein Geld hat und nur der Besitzer eines heruntergekommenen Taxiunternehmens ist. Um ans große Geld zu kommen, muss Nico sein Schicksal selbst in die Hand nehmen und es beginnt eine spannende Gangster-Geschichte voll von Gewalt, Drogen, derben Sprüchen und zwielichtigen Gestalten.

Die Story in GTA 4 unterscheidet sich also nicht grundlegend von den vorigen Teilen. Auch in Liberty City verdient ihr euch zunächst als Kleinkrimineller mit Kurierdiensten und Schutzgelderpressungen euren Unterhalt. Erst im Laufe der packenden Story übernehmt ihr auch Auftragsmorde und kniffligere Fahrten für eure doch sehr speziellen Auftragsgeber. GTA wäre aber nicht GTA, wenn ihr nur farblose Gesellen bedient. Schon der Hauptdarsteller Nico ist trotz seiner Macken kein hirnloser Schläger, sondern ein durchaus sympathischer, wenn auch tragischer Anti-Held, der euch im Laufe der Geschichte immer mehr ans Herz wächst. Auch die Nebendarsteller wirken glaubhaft, wenn auch manchmal etwas zu überzeichnet. So plappert Cousin Roman ständig vom großen Erfolg, oder euer Freund Little Jakob ist ein jamaikanischer Kiffer wie er im Buche steht.

Aber die Geschichte, die durch kleine Cut-Szenen erzählt wird, lebt von diesen abgedrehten Personen und dem Gangster-Image. Ihr bewegt euch ausschließlich in der Unterwelt von Liberty City, in der Gewalt und Mord an der Tagesordnung stehen. Für die jüngere Spielergeneration ist GTA 4 daher weniger geeignet, und trägt nicht umsonst das „Ab 18“-Banner der USK, für Erwachsene Spieler jedoch ist der neuste Teil der Serie wie ein schneller Thriller, den man sich nicht entgehen lassen darf. Eine so packende Geschichte mit unerwarteten Wendungen hat man lange nicht gesehen.

30.04.2008 : Stefan Grund