Test: Thief

Garrett, Herr der Schatten, Meister des Versteckspiels und Held der geschätzten Stealth-Adventure-Reihe Thief mag eines überhaupt nicht: Aufmerksamkeit. In seinen bisher drei Videospielauftritten gelang es dem einäugigen Räuber der Nacht wie keinem Zweiten der solchen zu entgehen. Weniger Glück war in diesen Zusammenhang den Mannen von Entwicklerstudio Eidos Montreal im Rahmen der über vierjährigen Entwicklungsdauer des neuen Thiefs vergönnt.

Erste Infos zu geplanten Erfahrungspunkte- und Fokus-Systemen waren kaum ausgesprochen, da brachen auch schon regelrechte Hagelstürme an Kritik seitens wütender Fans und skeptischer Fachpresse über die Kanadier herein. Vom negativen Echo entsetzt ruderte man schnell zurück. „Optional“ wurde zum Wort der Stunde, das ursprüngliche Spielkonzept in großen Teilen umgekrempelt. Haben die suboptimalen Entwicklungsvoraussetzungen Garretts viertem virtuellen Diebeszug geschadet oder rückblickend vielleicht sogar genützt? Erfahrt die Antwort in unserem Test.
Gedächtnisverlust
Wir alle kennen diese Tage, an denen man besser im Bett liegen geblieben wäre. Einen solchen erlebt Garrett gleich zu Beginn der Geschichte des neuen Thiefs. Im Prolog soll er einen sagenumwobenen Urkraftstein stibitzen. Für gewöhnlich ein Job, den Garrett alleine in Angriff nehmen würde, in diesem Fall leistet ihm jedoch eine junge Diebin namens Erin Gesellschaft. Garrett scheint eine Art Mentor für Erin zu sein, um seine gut gemeinten Ratschläge und Warnungen schert sich das freche Gör jedoch wenig. Stattdessen meuchelt sie hilflose Wachmänner hinterrücks nieder, die problemlos auch hätten umschlichen werden können. Es kommt, wie es kommen muss: Garrett und Erin geraten sich in der denkbar ungünstigsten Situation in die Haare und stürzen in die Tiefe.



Es folgt ein Zeitsprung, der uns mittels simpler Textblende mitgeteilt wird: „Ein Jahr später“. Wir sind wieder Garrett, diesmal ohne Erin und ohne Erinnerungen daran, was in den vergangenen 12 Monaten passiert ist. Und was macht ein Meisterdieb, der grade aus einem einjährigen Tiefschlaf erwacht? Richtig, aufstehen, Mund abputzen, weiter stehlen! So wenig wie uns der Einstieg in das neue Abenteuer zu Thief überzeugen konnte, waren wir auch im weiteren Spielverlauf von der flachen Hintergrundgeschichte begeistert. Nach und nach bringt Garrett zwar in Erfahrung, was in der Zwischenzeit überhaupt passiert ist, zu selten konfrontierte uns das Spiel währenddessen aber mit echten Höhepunkten und zu wenig Empathie entwickelten wir gegenüber Erin, deren Schicksal mit wachsender Spieldauer zunehmend an Bedeutung gewinnt.

27.02.2014 : Michael Keultjes